Beklemmung steigt auf! Der erste Vorbote ist das ehemalige Schild „Autobahnkreuz Jackerath“, wo das Kreuz überklebt und gegen „Dreieck“ ersetzt wurde. Für ein Kreuz reicht es nämlich nicht mehr, das hat sich der Bagger schon geholt. Weiter geht es durch einige Dörfer, dessen letzte Stunde schon geschlagen hat. Einige Häuser sind bereits verlassen, verrammelt, vom Vandalismus beschädigt. Dann geht es weiter durch Dörfer die ganz verlassen sind, wo das Ortseingangsschild bereits entfernt wurde und jetzt nur noch der leere Schildpfosten am Ortseingang steht. Alle Häuser sind verrammelt, beschädigt, mit Graffiti besprüht. Zwischendurch richtig schöne Anwesen mit relativ neuen, hellen, großen Häusern – tot! Man hört nur noch Tiere. Eine bizarre Atmosphäre die nicht zum verweilen einlädt. Deshalb fahren wir auch weiter…
Weiter, bis es nicht mehr weiter geht, die Strasse ist gesperrt und führt direkt in das bis zu 180m tiefe Loch, in denen derzeit rund 8 Bagger die Kohle aus der Erde holen. Jetzt stehen wir direkt in Otzenrath, eine Ortschaft die bereits vollkommen pulverisiert ist. Der Boden besteht nur noch aus feinem Staub und ein paar letzten Ziegelbrocken, von der Ortschaft ist nichts mehr übrig. Hier und da kann man noch ein wenig Stasse erkennen, eine abknickende Vorfahrt, ein paar Randsteine, zugeschüttete Kanalisation, die Reste eines Gehsteigs. Die Abrißbagger haben ganze Arbeit geleistet. Vermutlich auf dem Grundstück irgendeines ehemaligen Hauses parken wir und begeben uns ca. 10 Minuten durch letzte, teilweise nicht mehr abgeerntete Felder und mit Begleitung lauten Froschquakens sowie dem surren der überall verteilten Grundwasserpumpen im Gelände bis zur Abrißkante.
Und dann standen wir vor dem größten Braunkohletagebau der Welt bzw. dem flächenmäßig größten, den ein Tagebau weltweit aufweist. Die Bagger arbeiten in mehreren Stufen, wobei logischerweise direkt an der Abrißkante der höchste Punkt des Lochs ist. Dort stand gestern in unmittelbarer Entfernung so ein Monster, weiter weg sehen wir diverse weitere, wie Weihnachtsbäume beleuchtete Bagger und Absetzer, die Tag und Nacht in Garzweiler arbeiten.
Mit gut 12 Ortschaften zerstört der Bagger die Heimat von über 7600 Menschen alleine in Garzweiler II. Die dort geförderte Kohle reißt ein riesiges Loch in die Natur. Zum Ende der Förderung wird deshalb ab 2045 satte 40 Jahre lang der Rhein mit in das Restloch geleitet, womit ein bis zu 180m tiefer, 23km² großer See entsteht, der 2 Milliarden km³ Wasser fasst. Um der Versauerung des Sees entgegen zu wirken, wird bereits jetzt der Grube Kalk zugesetzt.
Vielleicht bin ich noch mal tagsüber da, dann gibt es Bilder der verlassenen Dörfer und Ortschaften!
Do you have high resolution versions of these pictures? They’re beautiful. I want to use it as a background on my pc.