Gesammeltes Schweigen

Die Pausen Eurer Sätze auf Bände gesprochen, ich schneide sie zusammen und spule sie auf, ich sammel‘ Euer Schweigen, diese ewige Ruh‘, und bin ich traurig, höre ich Euch zu!
Dies ist der Freiraum den ich immer wollte, ich höre was Ihr sagt und es ist immer gut! Dies ist der Weg den ich immer wollte, und bin ich traurig, ihr gebt mir Mut!

Irgendwo habe ich diese Art Wahlwerbung schon mal gesehen, und plötzlich schoss es durch Mark und Bein! 1998 habe ich doch diese herrlichen Plakate geklebt. Das Problem an der Sache ist jetzt nur, dass es die SPD damit ernst zu meinen scheint. Die Ehrlichkeit der Radevormwalder SPD äußert sich für alle offensichtlich bereits im großzügig überparteilichen SPD-Korsten, dessen Zugehörigkeit spätestens seit der ausgebufften „Radevormwalder Zeitung“, einer Postwurf-Wahlwerbung der ehemals >30% Partei, jedem klar sein dürfte.

Aber viel wird die SPD mit ihrer Schwesterpartei CDU nicht zu befürchten haben, denn im Superwahljahr haben sich die regionalen Parteivorstände Zeitungsverleger klug überlegt, über Alternativen, die zur letzten Wahl an der 5% Hürde gescheitert sind, besser nicht berichten zu wollen. Was ein Glück, und ich dachte schon, jetzt wäre die Zeit für die Violetten gekommen, die, da bin ich mir sicher, ihre Farbe wohl überlegt haben! Aber noch ist das Rathaus rot, was die aktuelle Wahlwerbeseite – die offizielle Website der Stadt Radevormwald – immer wieder eindrucksvoll belegt.

Eine Selbstverständlichkeit zu plakatieren wie die SPD zeugt m.E. jedenfalls von großer Konzeptlosigkeit- aber irgendwas muss man ja schreiben! Ich habe noch ein paar gute Slogans:

1. Wir waschen uns die Hände nach dem Toilettengang
2. Wir sind die Nachbarn, von denen Sie immer geträumt haben
3. Putz‘ Dir die Schuhe ab, ich habe gerade gewischt!

Liebe SPD: Wenn ihr schon nicht wisst was ihr wollt (außer dem Amt), dann sagt doch einfach, was ihr nicht wollt! 😉 Insgesamt haben unsere etablierten Parteien wenig zu sagen. Es wird, wie auch in der großen Politik üblich, ein Personenwahlkampf geführt. Das ist an sich eine nette Sache, weil man emotional besser auf Rattenfang gehen kann. Aber dafür muss die Person auch ein nach außen transportiertes Image haben, welches bei Illner, Will und Co. artig aufgebaut wird. Und in Rade? Da stellt man sich bei der Rentnerparty hin und vollkündet vollmundig, „Des Wandern ist des Müllers Lust“ als Lieblingslied. Wählt mich – fick Dich!

Und die CDU? Auch die übt sich im wesentlichen in Charakterbeschreibungen: 

Buckesfeld macht auch seit geraumer Zeit  in der Höhle des Pöbels kräftig Feuer! Es ist das tolle neue Selbstverständnis der Politik, sich „auf die Ebene seiner Wähler“ zu begeben und im Internet präsent zu sein. Diverse peinliche Abkupferungen von Obamas Wahlkampf durften wir ja bereits ertragen, ebenso wie entlarvende Kommentare bei abgeordnetenwatch.de. Manchmal ist es nicht ratsam für einen Politiker zu später Stunde den PC anzuschalten und ohne Rücksprache mit der PR seine Meinung zu vertreten – whatever…

FDP? Die scheint es in Rade nicht zu geben!
Grüne? Hier ist eh alles grün!

Und dann ist da noch das Geschwür der Demokratie, welches, nicht selten einer freiheitlich demokratischen Grundordnung absprechend, eben diese Freiheit doch ausnutzt, um Konzepte Scheißhausparolen zu plakatieren, die den Status des Spuckies längst verlassen haben. Die selbsternannte Bürgerbewegung Pro-NRW plakatiert unter anderem:

Glücklicherweise hatte der Grafiker nicht den wirklichen Durchblick, sodass sich 2/3tel derer Plakate zumindest im Vorbeifahren nicht wirklich entziffern lassen. Da ist es nicht sehr schade drum. Problematisch ist da eher, dass die Tagespresse über diese Partei, die Radevormwald ziemlich stark plakatiert hat, von der Berichterstattung ausschließen will. Also bekommen wir hier weiter irgendwelchen Mist von CDU/SPD zu lesen, und ProNRW wird wohl weiter auf der Suche nach lüsternen Stories weniger politisch auseinandergenommen, als viel mehr emotional, was ihnen zumindest teilweise eher noch in die Karten spielen dürfte.

Hör‘ auf mich anzuöden!

Und dann gibt es da noch etwas zunehmend ernstzunehmendes, was auch nicht im Interessensbereich der Tagespresse liegt, aber immerhin in ihrer Außenkommunikation Ziele über Selbstdarstellung stellt; die AL Radevormwald:

Was macht Felix und „seine“ ÖDP eigentlich im Moment? Das letzte mal als ich ihn sah, wühlte er gerade in einer Mülltonne am Kreuz. Auf der Suche nach Unterschriften?