Es war ein Tag wie jeder andere. Freitag, vielleicht auch Donnerstag. Vorfreude – Nudelauflauf! Meine Oma hat den besten Nudelauflauf gemacht, den ich je gegessen habe! 8:00Uhr läuten die Glocken zur Grundschule. Und wenn man um 7:00Uhr aufsteht, hat man noch ein paar Minuten, um sich noch relativ benommen von all den Eindrücken der verträumten letzten Nacht zu erholen. Eine Ansicht, die ich mit der bewussten Entdeckung des Schlafs noch verlieren sollte. Was läge an so einem gewöhnlichen Morgen näher, als wartend auf den Klassenkameraden noch schnell am Commodore ein paar Zeilen zu tippen, bevor man gemeinsam – in penibler Genauigkeit – die Blüten der Blumen in den Vorgärten mit einem Stock köpfend, den Schulweg beschreitet? Doch irgendwann hat er es irgendwie bemerkt, was da morgens so vor der Schule in der Vorstadtsiedlung vor dem Fernseher meiner Eltern passiert. Wahrscheinlich habe ich mich nur irgendwie verplappert; der Computer war auch schon im Grundschulalter etwas gewöhnliches für mich, wie das Feuerwehrauto im Kinderzimmer, welches ich doch nie hatte, jedoch auch nie vermisste.
Er wollte dann natürlich auch, und so trafen wir uns dann regelmäßig vor der Schule noch vor der Glotze bzw. dem Commodore, um eine Runde Mr. Puniverse zu spielen, oder ganz stolz zu sein, wenn wir den Computer mit ein paar Zeilen Code dazu gebracht haben, eine vordefinierte Linie auf den Bildschirm zu zeichnen! Wir waren alle total infiziert von der neuen Welle, der Computertechnik, die da auf uns junge, beeinflussbare Seelen ungestüm hereinbrach. Das Freundealbum war voll von Wunschberufen, die alle etwas mit Computer zu tun hatten, gleichwohl aber auch alle ziemliche absurde Vorstellungen von dem preisgaben, was man damit anstellen konnte und sollte. Mr. Puniverse eignet sich wohl nur sehr bedingt zur Bestreitung des Lebensunterhalts. In den 60ern und 70ern waren es die Astronauten, die den Lokführer zuvor abgelöst haben. Züge fahren ist langweilig! Ganz ausgebuffte wollten, jede Häme zum Trotz, Müllmann werden, das Ziel der Ein-Tages-Woche fest im Blick. Ich hatte keine Ahnung was ich werden wollte. Interessiert hat mich vieles, aber dem von den Erwachsenen antrainierten Verhaltens des Denkens auf langen Skalen konnte ich nie etwas abgewinnen, was mich irgendwann auch noch mal wieder einholen sollte. Also habe ich mir keinen großen Kopf darum gemacht, was morgen sein wird. Heute nenne ich das gerne Kindheit!
Jene Unbekümmertheit, die ich im Lauf nach dem besten Abschlusszeugnis und der Gier nach dem bestbezahlten Ausbildungsplatz verloren habe. Beides habe ich bekommen, aber was hilft es, wenn man die Tropfen am Fenster nicht mehr zählen kann?
Was für Dich Omas Nudelauflauf, war für uns Mamas Paprikagemüse und Papas Reibeplätzchen. Lila-Launebär am Sonntag. Hörnchen vom Bäcker Fild. Im Sommer nach Kellenhusen. Mama, Papa, Ni-Na-Ste. Kindheit – einfach glücklich sein! Das mit dem „einfach“ klappt heute leider nicht mehr so einfach! Aber wir erinnern uns daran, und deswegen werden wir es nie ganz verlernen. Denk‘ nur an’s Schlittenfahren …
Es war nicht nur der Nudelauflauf, sondern die allwöchentliche Zusammenkunft anlässlich des Nudelauflaufs oder seiner Konkurrenten. Die Geschichten, die schon lange Geschichte sind aber so lebendig, als wären sie gerade erst passiert.
Omas machen immer den/das BESTE. Die Gründe hierfür liegen mehr im Bauch, bzw. etwas darüber, als im Mund oder auf der Hand. Sei es wie es ist. All Ihr Omas, die ihr da draußen für Eure Enkel kocht: Weiter so!