Ich habe nach dem Krieg zu den Leuten gehört die gesagt haben: „Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!“ Jetzt bin ich 75 Jahre alt, und muss das wieder erleben… Ich bin ganz traurig und wütend! Ich habe so eine Wut, dass die Deutschen wieder nicht merken, dass wieder etwas ähnliches passiert wie vor Hitler. [..] Deswegen möchte ich die jungen Leute ermuntern zu kämpfen. Wir dürfen die Nazis nicht weiter arbeiten lassen! (Quelle: wdr.de)
Auf der Rückseite dieser Plakate stand dann wieder eine Forderung, die auch ich eigentlich für längst überfällig halte:
Hier nun also Teil 2 meiner Aufarbeitung der Geschehnisse von gestern!
Mittags bin ich noch einkaufen gewesen, da begegneten mir bereits vier ziemlich eindeutig gekennzeichnete Jugendliche. (Ganz in schwarz, mit einem Pflasterstein…) . Na prima, das wird bestimmt die richtige Antwort sein! Wenn du böses sagst, kommst Du auf die stille Treppe. Oder wirst eben gesteinigt. So gegen 13:30Uhr begann dann die umliegende Außengastronomie ihre Bestuhlung herein zu holen, und der Bauer fuhr seinen Trailer auf den Markt. Ich habe mir das Schauspiel erstmal via Webcam angeschaut, und mich dann so gegen 15:30 selbst auf dem Marktplatz eingefunden. Empfangen wurde ich von einer ganze Menge Krach von der Bühne. Das hat mich schon ein wenig gefreut derartige Musik dort zu hören, denn ich ging ziemlich uninformiert da hin und hatte keine Ahnung, was mich rechts wie links erwartet. Mir war nur bekannt, dass unter anderem „die Linke“ zur Gegendemo einlud. Manchmal heiligt der Zweck die Mittel, denn auch wenn es mir fremd ist irgendeiner Einladung linker Spießer zu folgen, durfte ich mir den Tag natürlich nicht entgehen lassen. Ich wollte auch nicht, ob mit Kamera oder ohne. Also hin! Allerdings waren nur wenige Zuhörer zu diesem Zeitpunkt oben am Markt.
Denn schließlich galt es pro NRW in die Schranken zu weisen. Demnach war es vor dem Schlossmacherplatz, den die Polizei als Pufferzone zwischen pro NRW und Gegendemonstranten umfunktioniert hat, gut gefüllt mit Personen (siehe oben). Zu meiner Erleichterung befanden sich neben den üblichen Verdächtigen auch wirklich zahlreiche Bürger Radevormwalds. Zahlen gehen wie immer auseinander, mal hört man 300, mal 600 Gegendemonstranten. Ich schätze sie insgesamt so auf 500 in der Innenstadt. Korsten hat sich vom „Rade ist bunt“ Stand dann auch irgendwann verabschiedet und ging nach unten. Ich folgte, doch hier tat sich erstmal nicht viel, die ultrarechte Bewegung ließ auf sich warten. Irgendwann kamen sie dann aber doch angerauscht, durch den Hintereingang über den Busbahnhof, an dem sich zu diesem Zeitpunkt wenige befanden. Die Menge Gegendemonstranten, die sich wie gesagt erfreulicherweise (noch) aus allen Bevölkerungsschichten zusammensetzte, formierte sich vor dem Schlossmacherplatz und skandierte einstimmig „Nazis raus“, „Nie wieder Faschismus“ etc., als sich die Gruppe der pro NRW Mitglieder und Funktionäre in einem von der Polizei abgeschotteten und aufgrund der baulichen Lage total isoliertem Bereich fahneschwenkend zeigten. Eine Gruppe linksorientierter Jugendlicher tonierte noch „Hurensöhne“ entgegen pro NRW. Alsbald wurden dann sämtliche Zugänge mit Sitz- und Stehblockaden der Demonstranten dauerhaft „dichtgemacht“. Dies sollte sich für die spätere Abreise noch als problematisch heraus stellen, denn pro NRW war de facto eingekesselt, und mit den paar Polizisten war kein Start zu machen. Diese zeigten sich zudem unten am Busbahnhof überfordert und äußerst aggressiv gegenüber Demonstranten oder Passanten jedweder Couleur.
Schnell skandierten die Demonstranten
Deutsche Polizisten schützen Faschisten
als Reaktion auf solche planlosen, unnötigen Aktionen. Hintergrund der obigen Aktion waren diverse Flaschenwürfe auf Autos von pro NRW, die zwischenzeitig außenrum heraus gelassen wurden. Es sah ein wenig aus wie eine Alibi Funktion, um das Interesse von den Autos wegzulenken, denn die kamen dann relativ unbeschadet weiter.
Insgesamt zeigten sich mir die am Bahnhof befindlichen Polizisten überfordert und deutlich gewaltbereiter, als der kleine Teil gewaltbereiter Demonstranten. Dies hielt ich vor allem deshalb für problematisch, weil, wie auf obigem Bild zu sehen ist, sich einige Kinder mitten in dem Bereich befunden haben. Insgesamt kippte das Spektrum der Demonstranten gerade gegen Ende ein wenig um. Hinterher konnte man nach obiger Aktion beobachten, wie sich die Polizei dann von gut 50 Demonstranten im Bereich Edeka Container einkesseln ließ, nachdem sie einen einzelnen Demonstranten „bearbeitet“ haben. Ein hoch gehaltenes Plakat, welches eigentlich wohl pro NRW galt, beschrieb zweckentfremdet dann diesen Vorstoß der Polizei ganz gut
Nachdem sich die Lage wieder beruhigt hatte und zahlreiche Demonstranten sich verteilten, zogen die Polizisten wieder ab.
Deeskalation? Ich weiß gar nicht was das ist!
Oben am Schlossmacherplatz ging es die ganze Zeit während ich dort war friedlich zu. Die Polizei spielte im Wechselspiel Helm-auf, Helm ab. Der ein oder andere versuchte den ein oder anderen Plausch mit der Polizei, die sicherlich Unmenge Lust verspürte, pro NRW zu schützen. Das einzige, was du fürchten musst, ist die Angst an sich – oder die Polizei. Dies bewahrheitete sich einmal mehr. Während es innerhalb der Demonstranten gleich ob Punk, Autonom, Türke oder „Bürger im allgemeinen“ äußerst friedlich zuging, hatte die Polizei am Bahnhof von Deeskalation die Schnauze wohl. Ironischer Weise hörte ich den Satz „Ich weiß nicht was Deeskalation ist“ jedoch oben am Schlossmacherplatz einen Polizisten ihrer Kollegin zumurmeln. Da wärst Du denn besser mal runter gegangen!
Denn oben formierte sich gerade eine Sitzblockade und es war weiterhin ruhig!
Im abgesperrten Bereich bei pro NRW sah man munteres Treiben. Irgendwie Heimweh? Der Vorsitzende ging jedenfalls auf und ab und telefonierte. Nach Hause gefahren sind sie dann durch die Fußgängerpassage über den Bahnhof in Richtung Kaiserstraße. Die Art und Weise lässt einen verwundern. Da ich zu dem Zeitpunkt in Höhe des „dm“ stand, bekam ich mit wie ein Polizeibeamter „aufmachen“ rief, diesem nochmal Nachdruck verlieh, und die Absperrung aufgemacht wurde. Als die ersten Busse von pro NRW mitten durch den Parkplatzbereich durch zahlreiche Demonstranten Vollgas gaben, suchten einige Polizisten noch ihren Helm.
So unverständlich die Handlung der Polizei pro NRW ungeschützt da durch zu schicken, so unfassbar auch das Handeln von pro NRW, dem Folge zu leisten, da hier sehr wohl Gefahr für Leib und Leben auf allen Seiten herrschte! Ein weiteres Bild der Aktion habe ich ja bereits gestern veröffentlicht. Unmittelbar nach Toröffnung begann ein Pfeifkonzert und aus allen Richtungen strömten Demonstranten herbei um pro NRW nochmals ihre Ablehnung zum Ausdruck zu bringen und pro NRW einen gebührenden Abschied zu verleihen. Ein pro NRW Nachzügler-Bus hatte dann noch fast einen türkischen Mitbürger auf dem Kühlergrill, während sich an der Kreuzung Kaiserstraße weitere Demonstranten versammelten, die wohlweislich dort keine Blockade mehr versuchten, aber ebenfalls ihre Abneigung kundgetan haben. Vermehrt wurden hier erneut Steine und Flaschen auf die Fahrzeuge geworfen. Zu der Zeit war an dem Punkt, an dem die Autos von pro NRW und die Demonstranten, die sich im Bereich Schlossmacherplatz aufhielten, zusammenkamen, nur ein Streifenpolizist anwesend. Wie auch immer, Radevormwald war wieder frei von pro NRW, was sich in einer Spontanfeier auf der Kreuzung entlud, die dann wieder mit Helm und Stock bewacht wurde. Deutsche Gemütlichkeit eben!
Das war Bürgerkrieg
Von Bürgerkrieg war tagsdrauf auf der offiziellen Website von pro NRW zu lesen. Schön dass pro NRW verstanden hat was die Bürger der Stadt, von der pro NRW immer behauptet sie sei „eine pro NRW Hochburg“, wirklich von ihnen halten! „70 Funktionäre und Mitglieder“ sollen es gewesen sein, die hilflos dem Mob der „linksextreme(n) Szene und organisierte(n) Migranten-Banden“ ausgeliefert war. Immer wieder stehen auf der Website ganz andere Zahlen, als sie jeder wahrnimmt, der vor Ort war.
Unser Grundgesetz, Artikel 20:
(1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.
(2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt.
(3) Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden.
(4) Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.
Wie habe ich mein Grundgesetz zu interpretieren, wenn eine politische Gruppe unter Nutzung der aktuellen Gesetzeslage und unter dem Schutz der vollziehenden Gewalt versucht, eben jene Gesetzeslage selbst auszuhöhlen, um sich und sein Land von der freiheitlich- demokratischen & sozialen Grundordnung zu verabschieden? Wir hatten bereits unter dem Deckmantel der scheinbaren Rechtmäßigkeit einen solchen Fall in Deutschland. Erinnern wir uns an den Herren auf dem ersten Bild
Deswegen möchte ich die jungen Leute ermuntern zu kämpfen. Wir dürfen die Nazis nicht weiter arbeiten lassen!
Zur Landtagswahl 2010, das hat pro NRW bereits angekündigt, wolle man gerade aufgrund der Ereignisse wieder eine „große Kundgebung“ in Radevormwald veranstalten. Na dann kommt doch! Wir werden erneut zeigen, dass Radevormwald nicht die Hochburg von pro NRW ist, nur weil ihr ein paar Jugendliche, die gestern noch die Brust bekommen haben, für Eure Gesinnung begeistern konntet und zu Spitzenkandidaten päppelt.
Diversen Mitgliedern wird immer wieder verfassungsfeindliches Handeln vorgeworfen. Aktuell gibt es im Radevormwalder Stadtnetz wieder einen Artikel, der Tobias R., einen der „Radevormwald zur Hochburg“ gemacht haben soll und aktuell Spitzenkandidat ist, mit Reichskriegsflagge und Keltenkreuz bei einer Saufparty zeigt. Pro NRW bzw. Tobias R. ist bei solchen Dingen nicht verlegen um Ausreden, wie aus dem Artikel hervorgeht. Tobias R. wurde während der Kundgebung von pro NRW mehrfach lautstark von Bürgern aus Radevormwald, durchaus aus der Bürgerlichen Mitte, aufgefordert in Diskussion zu treten und Stellung zu beziehen. Der Spitzenkandidat lies sich jedoch, obwohl anwesend, nicht blicken und zog vor in seinem Kader zu bleiben.
Und dann ist da noch unser lokal bekannter „Wotan“ Stephan H., der ebenfalls bei pro NRW mitmischt, zeitweise auch offiziell, und auch gestern von der Partie war. Jemand, der eine eigene Seite mit sehr fragwürdigem Inhalt betreibt, und in seinem Forum mal gerne den Geburtstag Adolf Hitlers als „Opa Geburtstag“ angibt, und bei „Wen ich bewundere“ dann schlussfolgernd „meinen Opa“ angibt. Jemand, der morbide Witze über Hunger in Entwicklungsländern macht.
Dies ist das Profil von Pro NRW. Das ist nicht patriotisch, dass ist in meinen Augen verfassungsfeindlich! Nicht wählbar!
Courage und Rückgrat zeigen. Weiter so.
Bietet denen, die vermeintlich Pro sind ein Contra und somit keine Plattform.
Der ältere Herr den du zitierst ist übrigens so ein „Linker Spiesser“, wie du es nennst… :/
Die Aussage „Linke Spießer“ bezog sich als eine Assoziation auf das Parteikonstrukt aus WASG und PDS, nicht auf ein Mitglied oder Anhänger. Mir lag es daran eine klare persönliche Distanzierung zu dieser Partei herzustellen, mit der ich wenig anfangen kann. Aber das ist ein anderes, laaanges Thema!
Die überaus positiven Aktionen auch am Samstag in Radevormwald bleiben für mich davon unberührt. Und den älteren Herr habe ich, wie die lokale Presse, als Person wahrgenommen, nicht als Parteianhänger. Das halte ich auch für deutlich aussagekräftiger!
Im übrigen war das ein versteckte Hommage! Du solltest sie eigentlich verstanden haben! 😉
😛 Wie auch immer, der Artikel ist gut. Was ich an der ganzen Sache wirklich scheisse fand war das sich die grauen Wölfe eingemischt haben, die hatten da so gar nichts verloren. Ich meine, nur weil sie die Pros nicht mögen macht sie das nicht zu Gutfaschisten. Selbst wenn es dadurch weniger gewesen wären, so wäre es wohl auch friedlicher zugegangen.
Über die Musik gab es bei uns übrigens lange diskussionen im Anschluss und einige meinten das es für Rade nicht das richtige gewesen wäre. Ich konterte, das die Musik weniger zum wohlfühlen (Auch wenn ich die ganz gut ab kann ;)) und mehr zum aufwachen gedacht ist. Naja … mal schauen was die Rader da über die Woche noch zu sagen.
Das gemeinsame Auftreten mit den türkischen Nazis hat eindrucksvoll bewiesen, wie heuchlerisch die Antifa in Wirklichkeit ist. Es gibt nämlich keinen guten und schlechten Faschismus. Ich würde langsam mal anfangen, darüber nachzudenken. Mit Eurer Einstellung macht ihr Euch zunehmend zum Steigbügelhalter derer, die ihr vorgebt, bekämpfen zu wollen.
Also wie ich in einem Kommentar in dem anderen Artikel zum Thema bereits geschrieben habe, habe ich sie selbst überhaupt nicht wahgenommen, zumal sie dem Video nach in erster Reihe standen, und so bis auf Pro NRW wohl den wenigsten aufgefallen sein dürften. Ich stand zu dem Zeitpunkt in hinterster Reihe.
Anmerken möchte ich, dass sich die Gegendemonstration keinesfalls auf Antifa, so Du denn dies als Sammelbegriff für linksgerichtete und autonome Gruppierungen nimmst, beschränkt hat.
Außerdem, aber das wurde mir heute Mittag nur angetragen, soll es sich bei den Fahnen um Mitbringsel von Kindern gehalten haben, die der Veranstaltung beiwohnten. Hier habe ich Bildmaterial von der WM 2006 wie auch der EM 2008 aus Radevormwald, in der ebenfalls junge Kinder diese Fahnen schwenken, was diese Aussage mehr oder weniger bestätigt. Schlimm genug, aber wirkliches politisches Kalkühl kann ich diesen Protagonisten nicht unterstellen.
Und den Eindruck zu erwecken hier wären im Schulterschluß oder Bündnis Antifa und Graue Wölfe aufgezogen, verzerrt die Realität IMO doch gewaltig!
Interessanter Bericht! Nur weiter so, denn nur mit solchen Berichten klären wir über das was wirklich passiert auf!
Gruß
M.