Wir sind zu Ihnen gekommen,
um Ihnen mitzuteilen,
dass heute Ihre Ausreise…
…sagte Hans Dietrich Genscher heute vor exakt 20 Jahren im Prager Herbst auf obigem Balkon der deutschen Botschaft in Prag, übertönt von tosendem Jubel der im Botschaftsgarten befindlichen, über 4000 DDR Flüchtlingen. Im April 2009 betonte Genscher in einem Interview, dass dieses Ereignis der psychologische Mauerfall gewesen sei. Am 9. November war dann die direkte Ausreise aller DDR Bürger ohne den Umweg Prag möglich geworden.
Seit 35 Jahren bereits befindet sich in dem Gebäude die höchste diplomatische Vertretung Deutschlands in Tschechien. Das Gebäude ist über 300 Jahre alt, und liegt wunderschön mit Blick ins Grüne am Fuße des Laurenzibergs, von dessen „Eiffelturm“ aus das folgende Bild entstand:
Ich krieg heute noch Gänsehaut, wenn die berühmte Rede Genschers sehe/höre. War schon toll, mal genau dort gestanden zu haben (naja, fast!)
Ja, Gänsehaut-Feeling … Ein Stück Geschichte, das wir als Kind miterlebt haben und das bitte heute ganz präsent ist. Nach unserem Besuch im Museum „in der Runden Ecke“ im ehemaligen Sitz der STASI-Bezirksverwaltung in Leipzig vor ein paar Wochen ist der Jubel der DDR-Flüchtlinge in diesem Moment umso nachvollziehbarer.
„Mama, warum gibt es denn zwei Deutschlands?“ fragte die kleine Nicole, als Kathi Witt im Eiskunstlauf für die Deutsche Demokratische Republik startete.
So richtig begreifen kann ich es bis heute nicht. Eines steht jedoch fest: „Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört.“ (Willy Brandt) Das stimmt! Zusammenwachsen ist nur nicht so einfach, und wir sind auch noch nicht fertig damit!