Fanö – Bunker Special

Jessica und ich am Eingang - Flakgeschütz
Jessica und ich am Eingang - Flakgeschütz

Rund 300 Bunker des Atlantikwalls befinden sich alleine auf der kleinen Nordseeinsel Fanö. Dies ist darin begründet, dass Fanö als vorgelagerte Insel nur 2km vom Festland entfernt ist, und in Esbjerg auf dem Festland ein großer Hafen war und ist, den es seitens der Deutschen zur Kriegszeit zu schützen galt. Die Bedeutung Esbjergs erkennt man schon daran, dass Hitler es zur „Festungsstadt“ ernannt hatte.

Auch wenn viele der heute in zweiter oder dritter Dünenreihe befindlichen Bunker versandet sind, gibt es trotzdem für Wochen ausreichend Geschichte zu erforschen und durchaus gut begehbare und große Bunkeranlagen. Taschenlampe ist Pflicht, denn die Teile sind häufig schon in der Regel am häufig sehr kleinen Eingang – eher ein Loch – stockdunkel. Und auch wenn man auf mindestens zwei, in der Regel drei Nichten und Neffen mit besonderer Vorsicht zu achten hat, und mir somit auch aus Zeitgründen eine genaue Betrachtung und Fotografie verwehrt blieb, lohnte sich jeder Ausflug an und in die Bunker, und sei es nur, um sich den Wahnsinn einmal anzuschauen, den Deutschland zum Schutz ihres einst faschistischen Regimes hier veranstaltet hat.

Fanö M150 Leitstand an Gneisenau Flakbatterie
Fanö M150 Leitstand an Gneisenau Flakbatterie

Esbjerg wurde auf Fanö mit Flak und Granatwerfern gesichert. Hierzu wurde bereits 1940 die Flakbatterie Gneisenau im Norden Fanös installiert, nachdem die Deutsche Weermacht im April 1940 Dänemark einnahm. Die Flaks waren häufig im Einsatz gegen Allierte Flieger und Bomber. Insgesamt waren mehrere tausend Soldaten dauerhaft auf Fanö stationiert.

Treppe zum See Beobachtungsstand
Treppe zum See Beobachtungsstand
Ausblick vom Beobachtungsstand - Blickrichtung West - Sören Jessens Sand
Ausblick vom Beobachtungsstand - Blickrichtung West - Sören Jessens Sand

Ziel der Anlagen war es, einen vollständigen, selbst geschützten Schutzwall gegen Allierte Truppen zu errichten, da Deutschland nach dem Überfall auf Polen Deutschland von Frankreich und England bekanntlich der Krieg erklärt wurde. Später sollte der Atlantikwall ja noch quer durch die französische Küste fortgesetzt werden.

Generatorraum? Innerhalb FL 244 - großer Leitstand
Generatorraum? Innerhalb FL 244 - großer Leitstand

Zu den Flakgeschützen sind natürlich noch viele weitere Gebäude nötig. Dies sind z.B. Mannschaftsräume, Leitstellen, Stromversorgung, Küche, Radar. Diese Gebäude wurden ebenfalls in massiver Bauweise errichtet, die einer späteren Sprengung der Dänen nach dem Krieg standhielt, und somit noch heute mahnende Zeugen sind. Mittlerweile gibt es auch einen Verein, der sich für den weiteren Erhalt und die Zugänglichkeit der Bunker einsetzt.

Aufstieg zu einem Granatwerfer (nie im Einsatz)
Aufstieg zu einem Granatwerfer (nie im Einsatz)

Mit einer Reichweite von ~20km waren die 10,5cm Flakgeschütze von massiver Bauweise. Es ein ziemlich beklemmendes Gefühl in einem finsteren Bunker auf dänischem Boden zu stehen, in dem Deutsche im Zweiten Weltkrieg Engländer vom Himmel holen sollten. Und wenn der Nachwuchs bereits zum nächsten Bunker gerannt ist war es ebenfalls beklemmend zu hören, wie der Bunker noch heute zu arbeiten scheint, und Frösche, Sand und Metall für eine gespenstische (Sound) Atmosphäre sorgen.

Heeresküstenbatterie
Heeresküstenbatterie

Diese ganzen Bunker sind bis auf wenige Ausreißer nach einem Baukastensystem gebaut, was sicherstellen sollte, dass sich jeder Soldat unabhängig seiner Stationierung sofort zurechtfindet. D.h., dass ein Flakstand in Dänemark identisch mit einem in den Niederlanden war.

Ein mahnender, allgegenwärtiger Schandfleck an 2700km von Europas Westküstenline.

... und wieder raus.
... und wieder raus.

Schwer zu glauben, aber nach solchen Eingängen kommen manchmal 4m große Räume zum Vorschein – und bei Geschützstellungen mehrere Etagen im Bereich der Geschütztürme, was ich aufgrund der Kinder aber nicht weiter verfolgt habe.

Jugend forscht
Jugend forscht

Quellen und weitere Infos
http://de.atlantikwall-denmark.net
http://www.atlantikwall-daenemark.de/

5 Antworten auf „Fanö – Bunker Special“

  1. Was für ein Traumurlaub! Wir hier im fernen Deutschland haben den Eindruck, Du bist voll auf Deine Kosten gekommen. Trotzdem finden wir, Du könntest mal langsam wieder kommen! Genießt die letzten Stunden, wir freuen uns derweil auf einen Foto-Tag (oder Tage?) mit Erzählungen.

  2. Hi,
    Deine Seite finde ich klasse! Ich war Ende Juni auf Fanö. Fahre schon ca.30 Jahre regelmäßig auf die Insel und studiere bestimmt schon 20 Jahre den Atlantikwall auf Fanö.Habe viele Fotos und Literatur. Kennst Du das Buch „Der Atlantikwall auf Fanö“?
    Dieses Buch bringt einem die Insel mit seiner Geschichte wirklich recht nah und lässt einem so manches besser verstehen! Das Gebiet Sören Jessens Sand fehlt mir noch bei meinen Erkundungen zum größten Teil. Dies werd ich bestimmt bei meinem nächsten Fanö Urlaub nachholen. Ich finde den Atlantikwall und seine Geschichte einfach faszinierend. Wobei natürlich die Schönheit der Insel und der leckere Fisch bei unseren Urlauben auch nicht zu kurz kommt! Liebe Grüsse

  3. Danke für das Lob – nur mit der zeitnahen Freischaltung neuer Kommentare habe ich manchmal ein Problem. 😉

    Das Buch, von dem Du sprichst, habe ich auch, ja – und inzwischen auch durchgearbeitet.

  4. Hallo,
    es sind wirklich tolle Bilder. Leider muss ich sie Korrigieren. Der auf Bild 5 abgebildete Bunker entspricht nicht dem FL244 sonder einem M184. Auf diesen Sockeln standen bis 1951 noch Dieselgeneratoren.

    Gruß
    Kai

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