Nein, nicht alle sind Sieger. Sieger ist, wenn ich den ganzen Visagen im Fernsehen glauben darf, unumstößlich die SPD. Man muss wohl Politiker sein, um dies nachvollziehen zu können, hat doch die SPD ihrerseits ein historisch schlechtes Ergebnis eingefahren. 2005 hat Schröder noch seine Vertrauensfrage direkt nach der NRW Landtagswahl gestellt, weil das Ergebnis sehr schlecht war. Heute ist die SPD noch schlechter, doch Hannelore Kraft verkauft dies mit dem Schlachtruf
Die SPD ist wieder da!
Wo denn? Sie haben uns in den 80ern die Grünen gespendet, jetzt haben sie uns die Linken in den Landtag bestellt. Das sind so ziemlich die Stimmen zu Raus absoluter Mehrheit. Aber es geht noch absurder: Chef-Polemiker vom Dienst, Sigmar Gabriel, sagte sogar,
die Trendwende ist geschafft
Die SPD ist angekommen im Mittelmaß und gibt sich mit geringeren Verlusten als erwartet überaus zufrieden. Gewinner sind erneut die kleinen Parteien, während die Volksparteien weiter bröckeln, und im Fernsehen dem geneigten Zuschauer die eigene Niederlage als eineTrendwende bei erneuten Verlusten zu verkaufen, fördert sicherlich nicht gerade politisches Interesse.
Verlierer sind bei diesen Schildbürgern im Fernsehen vor allem: Das Land und deren Bürger! Alles bleibt gleich.
Insgesamt war in diesem Wahlkampf zu vernehmen, dass nicht mehr darum geht eigene Ideen und Konzepte zu haben und zu vertreten, sondern im Kern sich selbst als das kleinere Übel anzupreisen, was aus den Slogans eindeutig hervorging.
A B CDU – und raus bist Du
Rot-Rot-Grün verhindern
Gegen Schwarz-Gelb
Damit befindet man sich in bester Gesellschaft der Klein(st)parteien, die regelmäßig Wahltage als „Zahltage“ oder „Abrechnung“ titulieren, um „Altparteien abzuwracken“ oder „Diesmal Protest [zu] wählen“. Wo ist der qualitative Unterschied? Fördert dies wirklich politische Kultur? Wahlbeteiligung? Hannelore Krafts höchstes Wahlziel war tatsächlich die Abwahl von Schwarz-Gelb, erst dann kommt Ihrer Aussage nach die eigene Regierungsbeteiligung.
Man stelle sich z.B. einen 100m Läufer vor, der seine eigene, sehr schlechte Leistung, mit der noch schlechteren eines anderen relativiert.
Am wichtigsten war mir, dass der Läufer auf Startplatz 4 strauchelt und nicht als erster ins Ziel kommt.
Und es hat nicht nur ganz schlechten Stil, es ist unterirdisch, sich mit der höheren Niederlage des politischen Gegners zu brüsten, als hätte man die Wahl gewonnen. Umso mehr, wenn man selbst Federn lässt, und Kleinparteien weiter im Aufwind sind.
Beglückwünschen kann man eigentlich nur die Grünen! Zu bedauern ist der Wähler selbst, weil er zunehmend lieber nicht wählen geht, statt Alternativen Raum zu geben. Im Ergebnis erzeugt sich damit ein Vakuum, wie der Patt der beiden Großen eindrucksvoll untermauert. Der eigenen Unzufriedenheit der 40% Nichtwähler wird diese Situation sicher nicht zuträglich sein. Wir katapultieren Machtverhältnisse auf Augenhöhe. Glaubt irgendjemand an etwas anderes, als Stillstand? Schon die Berichterstattung und die Talkrunden nach der Wahl waren unerträglich.
Zwei laufen um die Wette; wie stellt der Verlierer den Ausgang des Wettkampfes später dar?
„Wir wurden guter Zweiter. Mein Gegner nur Vorletzter!“