Oh welch‘ komödiante Tragik scheint Dir inne zu wohnen. Auf die Idee muss man erstmal kommen, zu seinem eigenen, 80ten Geburtstag, der Gemeinde einen Grabstein zu schenken. Und doch ist es, streicht man das „Grab“ aus dem Namen, eine überaus positive Geste. Ortseingang triffts auch auch nicht wirklich, hat man doch Herbeck bereits hinter sich gelassen, wenn man auf diesen Stein trifft. Nur scheint auch mir die Position am Kreisverkehr Bergerhof deutlich angenehmer, als am tatsächlichen Ortseingang – der Kreuzung Richtung Honsberg oder Dahlhausen. Jetzt fehlt nur eine entsprechende, dezente Beleuchtung. Das Kraut hinter dem Stein ist ja ebenfalls illuminiert; wichtiges Kraut!
Hintergrund
Steinmetze – lieber genannt „Bildhauer“ – verstehen sich doch desöfteren als Künstler – woher das wohl kommt? Künstler wollen Bleibendes schaffen – das hat er auch selbst so gesagt. Und wenn es zu keinem Froweinpark reicht, dann kommt ein Stein in Spuckweite zu ebenjenem gerade recht. Der pensionierte Steinmetz Rolf Heinz (ohne auffindbare Internetseite), stadtbekannter „Grabsteiner“, hat bereits vor wenigen Monaten angekündigt, der Stadt Radevormwald zu seinem eigenen, 80ten Geburtstag am 26. April, einen solchen Stein schenken zu wollen. Da lässt man sich natürlich nicht lange bitten! Heute wurde er enthüllt. Der Sandstein hat neben Wappen und Stadtlogo (diese unsäglich christliche Kirchenidylle) zudem den freundlichen Gruß „Willkommen in Radevormwald“. Insbesondere durch das Verkehrsleitschild kommt der Stein besonders zur Geltung.
Exkurs Froweinpark:
Wann kommt eigentlich der Gira Park? Die Zeiten scheinen vorbei…
Schade nur, dass es ein Sandstein aus Indien ist, und keine Bergische Grauwacke. Aber man muss ja nicht an allem Guten zwingend Schlechtes suchen. (wer das hier in dem Artikel gefunden hat, ist selber doof!) Immerhin: Mit über einer Tonne Gewicht wird es schwer für Langfinger oder Randalierer, ihn umzustoßen oder zu stehlen – so für den eigenen Vorgarten. Hoffentlich bleiben auch diese unsäglichen Naziparolen-Sprüher und Aufkleber-Vandalen fern – die toben sich ja gerne in dem Bereich aus.
Da die Meinungen zum Stein durchaus verschieden sind (ich finde ihn gut!), schließe ich, wie könnte es anders sein, mit einem Zitat.
Sinnlos aber voller Kraft
wird allem neue Form gegeben
Welch‘ dieses nicht verhindern kann
Der Inhalt geht dabei verloren
Das Kunstwerk soll den Künstler ehren
über dessen Tod hinaus
Kann es nicht für ewig sein
so doch wenigstens zum ScheinDer Künstler fragt nicht was ihn treibt
nur was von ihm übrigbleibt
Darum kratzt er seinen Namen
in anderer Menschen Psyche
Darum kratzt er seinen Namen
in das Gesicht der Landschaft
Und nennt es Erziehung
Strukturierung, KultivierungSinnlos aber voller Kraft
Innere Leere nach außen tragenRazzia – Spuren hinterlassen
Wo nimmst Du immer Deine Zitate her?
Sinnlos aber voller Kraft, innere Leere nach außen tragen
„Sansstein aus Indien ?“ womöglich noch mit Kinderhändearbeit aus dem Steinbruch geschleppt und in die grobe Form gehauen?
Beim indischen Sanskrit liegt Sansstein nicht fern, sollte es nicht Sandstein heißen?
Das werde ich häufiger gefragt. Die sprudeln mit eben dieser vollen Kraft sinnlos einfach aus mir heraus.
Und ja, natürlich sollte es Sandstein heißen – ich korrigiere mich gerne! 😉
Mich wundert ehrlich, dass die Straßendekorateure das Schild mit dem roten Pfeil nicht direkt vor dem Grabstein postiert haben.
Ich bin mal auf die Anlechtung gespannt. In den Gazetten wurde zitiert, der Stein solle kräftig angeleuchtet werden. Das wird dann das nächste Lichtnest, dass mir den Nachthimmel kaputt macht. Endlich habe ich auch gefunden, woran mich die Kirchturmbeleuchtung in Radevormwald erinnert. Dazu später mehr…