Mahhh! Nein, ich habe kein iPhone. Und das hat nichtmal finanzielle Gründe. Es liegt auch nicht an meiner grundsätzlichen Verweigerungshaltung gegenüber mich hereinbrechenden Herdentrieben (twitter, facebook, Sarrazin). Ich möchte mich auch nicht immer dafür rechtfertigen müssen. Es ist systematischer Natur. Nachdem das iPhone immer lauter werdend medial gepushed wurde wie einst der Macintosh in der Fachpresse, bevor Jobs übermütig wurde und von Adobe über Wasser gehalten wurde, werden leise Stimmen laut und üben Kritik. Endlich!
Ja, die Verpackung ist schön. Schlank, schlicht, funktional. Jeder Dorfzeitungsreporter muss heute seine Termine mit dem iPhone organisieren, und es bei einem Meeting auf dem Tisch positionieren, damit es jeder sieht. Eine App für X, eine App für Y. Für das iPhone gibt es für alles Apps. Ja? Hier habe ich mein Problem mit dem iPhone. Denn die unterschwellige Aussage, dass es hier eine große Freiheit gäbe, entpuppt sich doch als den Preis nicht rechtfertigende, zusammengeklatschte Codefragmente, und dessen Veröffentlichung darüber hinaus nur vom goodwill Apples abhängen.
Wenn wir von der Freiheit im Internet reden, wird dies häufig als Persilschein für Rechtsbrüche mißverstanden, allen voran von denen, die zur Sorte Internet-Ausdrucker gehören. Doch die Freiheit des Internets und die Freiheit im Internet greift weiter, und dies lässt sich mit dem iPhone sehr schön erklären.
Das Internet und dessen Entwicklung und Erweiterung wird bestimmt durch die Weisheit der Vielen. Das iPhone, dessen Entwicklung, die Apps, werden bestimmt von Apple. Es ist nicht so, dass man hier einfach eine App schreiben kann und munter Spaß hat. Im Internet oder für das Internet kann ich jede erdenkliche Anwendung schreiben, eine Website veröffentlichen, ein System zur Verfügung stellen, und die Masse entscheidet, was sinnvoll ist, was nicht. Beim iPhone ist nur eins interessant: Was ist dem Umsatz gefällig?
Das ist an sich kein Problem, würde der Stellenwert von Mobiltelefonen nicht kontinuierlich zunehmen und zur Allzweckwaffe mutieren. Doch möchte ich mir von meinem Telefon, wenn es schon die segensreichen Möglichkeiten eines iPhones hat, nicht vorschreiben lassen, wie ich mein Werkzeug einsetze. Wenn ein fähiger Programmierer eine für mich sinnvolle Anwendung schreibt, möchte ich nicht am Tropf von Steve Jobs hängen, der unter Umständen gnädig die Nutzung ermöglicht. Wo ist Flash? Es ist aufgrund fadenscheiniger Gründe nicht da. Klar, mit den Spiele-Apps verdient man besser, als mit freien Flash Spielen.
Aktuell entwickelt Apple, nachdem es mit der Einführung des Intels den Weg für eine breitere Öffentlichkeit aufgestoßen hat, wieder auf die Pfade der frühen 90er. Apple wird übermütig und gönnt sich seine eigenen Anschlüsse, seine abgeschottete Software-Architektur, und seine Bevormundung der Nutzerschaft.
Das, was nicht wenigen Berichten zufolge, verschiedener Wirtschaftszweige im Internet verschlafen haben, nämlich die letztendliche Kontrolle, wird bereits seit einigen Jahren mit dem Handy pervertiert. Das iPhone setzt das Ganze noch konsequenter und gewiss geschickter im Marketing in Perfektion um. Nirgends verkauft sich sonst kostenlose und wie Sand am Meer vorhandene Software so gut, wie für das Handy. Warum? Weil es ein geschlossenes System ist, und nicht der Nutzer oder Entwickler über Aufstieg oder Niederlage entscheidet, sondern monetäre Interessen der jeweiligen Vertreter. Die Idee gerät in den Hintergrund.
Apple bedient sich in großem Maße auf verschiedensten Ebenen am freien Internet und den Ideen vieler, und verkauft dies schließlich in einem geschlossenem System. Deshalb bleibt mein iPhone im Laden für einen, der es wirklich ganz dringend braucht. Und wenn ich ein Meeting habe, bleibt mein Handy einfach weiter in der Tasche, bis es klingelt. Solange das iPhone einen Ist-Standard wie Flash nicht unterstützt, ist es für mich nicht ernst zu nehmen. Und da ist es mir herzlich egal, wie viele persönliche Gründe Jobs finden mag. Es ist gerade zu beschämend, dass jetzt das Objekt dem Werkzeug angepasst wird, statt das Werkzeug dem Objekt. Oder Konkret: Dass Online-Anbieter Ihre Inhalte für das iPhone optimieren, statt das iPhone für offene Standards und IST-Standards fit gemacht ist. Aber Apple ist auch nur ein Prophet dieser Tage, an dessen Lippen für meinen Geschmack zu viele taube und blinde Nüsse hängen.
Außen vor gelassen habe ich in diesem Beitrag bewusst die
– peinlich prüde Zensur der Inhalte
– perfiden Überwachungstechniken
– Zwangsanbieter-Voraussetzung
– Diskussion um unfertige, aber als tiefer Teller verkaufte Technologien
Gerde im Hinblick auf die böse Tante Google sollte so mancher Rohrspatz erstmal sein Handy entsorgen oder bei Apple anklopfen, bevor er sich über Tante Uschis Wäschespinne in Street-View beschwert.
Achso, und schneller ist ein Mac im DTP auch seit gut 10 Jahren nicht mehr. Wer Aufmerksamkeit braucht, kann auch einfach die Hose runterlassen oder ein Liedchen trällern.
Ach is datt schön, wenn mein Bruder sich aufregt. Nur warum? Da liegt der Hase doch tiefer im Pfeffer. So richtig erklärt hastes nicht. Ist an sich auch wurscht, es wird ja keiner gezwungen, n iPhone zu benutzen oder ein iPad oder sonstwas von Apple.
Nebenbei bemerkt – statt solch ein Pamphlet zu verfassen, weil dich irgendwas wurmt, was keine Sau wurmen muss, hättest du auch mal ans Telefon gehen können, als dein Lieblingsbruder anrief. Und der rief von seinem Haustelefon an, das iPhone war gar nicht in der Nähe…
🙂