Urkel Urkel Panoramafotografie Hussel Hussel

Willringhausen - Frühling und Wetter in Ennepetal
Willringhausen - Frühling und Wetter in Ennepetal

Ja, ich habe auch einmal geglaubt, ich bräuchte für Landschafts-Panoramen unbedingt mathematische Genauigkeit, sündhaft teure Panoramastativköpfe und philosophierte über Nodalpunkte in mittelgrüner Fauna Zentraleuropas. Alles Murks!

Die Software ist längst soweit, dass sie Schwächen des Fotografen durchaus ausbügelt. Das hat sich ja schon in die interne Bildverarbeitung der Kameras eingeschlichen; Kameras fokussieren automatisch Gesichter und lösen aus, wenn sie lächeln. Zudem wird chromatische Aberration und Verzeichnung ebenfalls von halbwegs moderner Fotohardware korrigiert. Ein guter Start um Gepäck zu sparen.

Das große Geheimnis von Panoramen, zumindest im Außenbereich, ist schnell entzaubert, setzt man sich mit der verfügbaren und durchaus kostenlosen Software auseinander. Mein Artikel setzt hier auf einen Beitrag in Jochens Blog auf.

1.) Hochformat?
Jawoll!

2.) Manuelle Belichtung
Nö! Ich habe wohl bei jedem meiner Panoramen, von denen ab und an eins hier landet, mit Blendenvorwahl gearbeitet. Die Unterschiedlichen Randabschattungen und insgesamt die unterschiedliche Belichtung wird von halbwegs ordentlicher Software erschreckend genau ausgebügelt. Probleme entstehen bei wirklich sehr hohen Kontrasten (direkte Sonne und gleichzeitig am anderen Ende in den Wald), hier hilft DRI weiter. Das Panorama bekommt einen höheren Kontrast, sowie auch das abzulichtende Panorama in der Regel ein höheres Panorama aufweist, als der Chip es einfangen kann. Also warum mitteln?

3.) Manueller Weißabgleich
Hier gilt, was für die manuelle Belichtung gilt. Tatsächlich achte ich dank RAW überhaupt nicht mehr auf so Parameter wie den Weißabgleich, Rauschunterdrückung, Farbbrillianz oder Scharfzeichnung. Korrekte Belichtung bei gewünschter Blende reicht als Ausgangmaterial. In meiner Arbeit ist es häufig vorgekommen, dass ich auf alles mögliche geachtet habe, um nachher festzustellen, dass ich mir das auch hätte sparen können.

4.) Manuelle Scharstellung
Mehr noch: Hyperfokale Distanz. Zu obigem Panorama heißt das: Scharfstellen auf den Baum und die entsprechende Blende einstellen. Auch wenn es Haue gibt, ich mich aber nicht mit Tabellen und Formeln im Wald aufhalten möchte: Blende 8-13, fertig! Schon deshalb, weil zu hohe Blenden schnell Matsche auf die Linse pressen.

5.) 20-30% Überlappung der Einzelfotos
Jawohl! Schadet nicht, nutzt viel. Diese Stitch-Geschichten verschiedener Consumer Kameras, wo das nächste Bild direkt an das vorherige geklatscht wird, sind getrost zu vergessen; ebenso übrigens, wie die mitgelieferte Software. 😉

6.) Keinen Polfilter
Ja warum denn nicht? Randabschattungen können per Knopfdruck rausgerechnet werden, der Winkel des Polfilters kann bei Stativarbeit angepasst werden. Zudem kann man damit auch prima die Strahlrichtung der Sonne im Himmel visualisieren. Nichts ist langweiliger als Homogenität. Dann kann ich über den Himmel auch ein blaues Rechteck legen. Hier ist eins meiner Polfilter-Panoramen zu sehen. Der Himmel links ist dunkler, aber das ist aufgrund des dortigen Windrads und der erwähnten Strahlrichtung durchaus erwünscht.

Zur Sache: Nach all der Theorie, wie ist obiges Foto entstanden?

  1. D80, 35mm 1.8 bei Blende 8
  2. Polfilter drauf
  3. Freihand
  4. Hochkant
  5. mittlere Reihe von links nach rechts
  6. untere Reihe von rechts nach links
  7. obere Reihe von links nach rechts
  8. Einzelbilder mit Capture NX entwickelt
  9. Einzelbilder mit Photomatix zum HDR gerechnet
  10. HDRs in hugin geladen und automatisch ausrichten lassen
  11. Optimale Größe eingestellt und erstellen lassen
  12. Zurechtgeschnitten, Bogenränder entfernt

Das Ergebnis: 16 Bit TIFF aus 99 Einzelbildern, 33 HDRs, je 11 pro Ebene, 400MB, 98 MegaPixel.

Stitch von Willringhausen
Stitch von Willringhausen, schematische Darstellung

Das Ergebnis habe ich dann noch kaputtgesättigt, zumindest sieht es in geschrumpfter Kleinansicht so aus. In Groß ist alles Bombe, und der Martin druckt mir das dann auf Tapete.

11 Antworten auf „Urkel Urkel Panoramafotografie Hussel Hussel“

  1. @Jochen: Da hast Du das Problem ja zwischenzeitig gelöst. Wie ich Dich jetzt nachträglich anpingen könnte… keinen Schimmer. Du stehst bei mir unter „bereits angepingt“. Nächstes mal!

  2. Schön, dass bei dir alles so gut funktioniert.
    Bei 360° Panoramen wirst du aber mit Belichtungsautomatik Probleme bekommen. Das Ergebnis mit Polfilter gefällt mir persönlich nicht, aber das ist Geschmacksache.

  3. Ich habe hier noch 360° Panoramen aus Fanö/Dänemark, mit tiefstehender Sonne über dem Meer, und auch die sind problemlos mit Blendenvorwahl erstellt. Ganz alte sogar noch mit der Kompaktknipse im Automatikmodus, die erst seit hugin zu voller Pracht kommen.

    Der Hintergrund meiner Aussage ist schlicht, dass Vignettierung als auch ein bedingter sehr hoher Kontrast über 360° in weiten Teilen von halbwegs anständiger Software ausgebügelt werden. Natürlich ist im Ergebnis der Schatten dunkler und das Gegenlicht heller, aber warum sollte ich das mitteln, um so beidem den Kontrast zu nehmen? Mit dem Mittelweg bekomme ich weder den Schatten, noch die hellen Teile vernünftig belichtet. Mit der Blendenvorwahl hast Du am Ende ein Panorama mit höherer Dynamik, als die Kamera pro Foto erstellen kann, das ist klar.

    Wie gesagt, ich war lange genug mit viel zu teuren und schweren Stativköpfen- und Schlitten in Flora und Fauna unterwegs und habe Kreuzbelichtungen gemacht bevor ich angefangen habe. M.E. kann man sich das getrost sparen. Wenn jedes Einzelbild für sich anständig belichtet ist, man orgentlich überlappt, dann bekommt man problemlos ein kontrastreiches und vernünftig belichtetes Panorama-Ergebnis. Zumindest gilt das für hugin. Für den Innenraum und die Stadt gilt das natürlich nicht.

    Ich rechne die Tage mal ein 360° Panorama aus Fanö klein und stelle es hier ein.

  4. Super Panorama, Armin – richtig klasse. Einen Polfilter hätte ich bei dieser Aufnahme auch nicht verwendet, ebenso Verlaufsfilter nicht. Generell jedoch gehört für mich ein Polfilter schon zu vielen Aufnahmen in der Natur dazu. Bei Wasser sowieso. Hier stimmt alles – ist ein klasse Bild.

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