Über die Toten nur Gutes!

Luftaufnahme Innenstadt Radevormwald
Luftaufnahme Innenstadt Radevormwald

Und deshalb werde ich dieses Jahr nach diesem Eintrag kein Wort mehr über den Radevormwalder Einzelhandel verlieren – versprochen!

Es wird mir schwer fallen. Gerade brüten ja Auswärtige für Radevormwald fleißig, wie man die Innenstadt attraktiver machen kann, mit Unmengen Geld, welches vom Himmel fiel.

Dass die Radevormwalder Einzelhändler schon Ihre Aussendarstellung nicht auf die Kette bekommen, zeigt währenddessen die vor einigen Monaten pompös durch die lokalen Gazetten gegangene Adresse radevormwald-zentral.de, die nun „aus organisatorischen Gründen“ geschlossen werden muss. Soll ich noch mal zitieren?

Nein, jammern wollen Sie nicht. im Gegenteil! […] (Sie wollen) zeigen, wie schön Radevormwald ist. […] Den Auftakt bilden dann auch Fotos, die die Innenstadt ins schönste Licht rücken.
Quelle: rga

Der Auftakt war auch das Ende. Zwischenzeitig hielt man die Seite noch ein wenig über Wasser und tat so, als würde man sich bewegen. Ach herrje, und jetzt Innenstadtkonzepte. Gibt es dafür schon eine passende Übersetzung? Ein totes Pferd soll man nicht reiten, heißt es. Innenstadtkonzepte heißen:

  1. Wir streicheln das Pferd und hoffen auf Besserung
  2. Wir kaufen den teuersten Hafer im Land
  3. Wir üben das Reiten am Holz-Bock
  4. Wir entwickeln Motivationsprogramme für tote Pferde
  5. Wir vergleichen unser totes Pferd mit anderen aus der Nachbarschaft und stellen es argumentativ hervor
  6. Wir behaupten, das Pferd sei schon immer tot gewesen, habe früher aber anstandslos gelaufen
  7. Wir schauen, wann sich unser totes Pferd zuletzt bewegte, und ändern die gesamte Umwelt auf die Eigenschaften dieses Zeitpunkts
  8. Wir kopieren Konzepte, mit der gerade andere Reiter versuchen, ihr totes Pferd zum Laufen zu bewegen
  9. Wir reden uns ein das Pferd würde nur schlafen und kaufen neues Zaumzeug für den Zeitpunkt, wenn es wieder los geht
  10. Wir trassieren die Route vor dem Pferd artgerecht, um das Loslaufen zu erleichtern
  11. Wir schleppen das Pferd ins Wiebachtal und waschen es mit Original Wiebachtaler

    aber vor allem:
  12. Wir verbieten prophylaktisch erst mal alle anderen Pferde außer unserem und verurteilen sie moralisch

Nur auf eine Idee, darauf kommt weder die lokale Politik, noch der gemeine Einzelhändler an sich: Ein neues Pferd schnappen. Das verbieten wir uns ja auch selbst. Aber es ist ja nicht gerade so, dass keine an der Tränke stehen würden. Nur war es immer so bequem mit dem alten Klapper.

Der Ritt war kurz, es tut mir leid.
Ich steige ab, hab‘ keine Zeit.
Muss jetzt zu den anderen Pferden,
wollen auch geritten werden.

Mir geht diese Innenstadtkonzepterei gehörig auf den Sack! So dämlich kann man doch gar nicht sein.

Und weil wir gerade Geschenke-Kauf-Zeit haben, hier noch einmal der dezente Hinweis, dass wie jedes Jahr der Versandhandel den Ministerpräsidenten stellt und mit Remscheid koaliert. Für Radevormwald würde es noch für eine Minderheitsregierung reichen, aber da müsste man sich von Extremisten am Politischen Rand (Hückeswage, Wipperfürth) tolerieren lassen.

10 Antworten auf „Über die Toten nur Gutes!“

  1. Hier findet der nächste Reanimationskurs für tote Pferde statt.
    http://www.radevormwald.de/cms222/aktuelles/artikel/2010-11-24_einl_6_austuv.shtml

    Aber falsch ist es auch nicht, tote Pferde zu reanimieren! Der autogerechte Handel kann in wenigen Jahren kollabieren:
    http://nachrichten.rp-online.de/wissen/das-oel-wird-langsam-knapp-1.106294

    Wer in Wuppertal Kontakte hat, sollte mal die Wuppertaler Rundschau vom 6.11.2010 einsehen (oder aus dem Papiercontainer entnehmen). Da ist eine schöne Glosse zum Thema Outlet Center drin!

    Aber einige Highlights aus den Ausschussunterlagen:

    – Die Hauptversorgungsfunktion …. ist gestört durch eine erschwerte Erreichbarkeit und verwirrende Verkehrsführung….

    – Radevormwald baukulturelles Erbe… ist durch zahlreiche Störwirkungen bedroht und verliert ohne Pflege…. weiter an Strahlkraft.
    (Deswegen entsteht an der Burgstraße zur weiteren Störung auch die schieferfreie „Casa Lorioti“ in Mausgrau, Aschgrau, Staubgrau, Katzengaru, Wolkengrau……)

    – Die bergische Schieferbauweise mit geringer Lichtreflexion der Fassaden….. ergeben das Bild einer düsteren Stadt und beeinträchtigen Aufenthaltsqualität, Sicherheitsempfinden und das Gesamtimage der Innenstadt.
    (Also, wie die CDU schon im September 2010 sagte: Nein zu alten Mauern! Unser schönes altes Rathaus, die schöne Fassade der Bäckerei Sonnenschein, dass hatte hier keine Chance.)

    Aber auch bei beschlossenen Konzepten wird nicht gut gehandelt, so beim Blumenkonzept der Stadt! Nach dem Winter 09/10 wurden die Lücken in den Rosenbeten nicht gefüllt, die 2009 neu gepflanzt wurden. Aber nur ein komplett bodendeckendes Blütenfeld erfüllt den Anspruch des Konzeptes.

    Ich habe schon seit langen vorgeschlagen, Events, wie Volksradfahren und Volkswandertag auf den Samstag zu verlegen, dann könnten alle Händler ihre Läden offen halten.

    Ich habe auch schon vor langer zeit ein Einkaufsinternet auf Wikipedia- Konzept vorgeschlagen, in dem alle Läden mit ihrem Sortiment vorgestellt werden. Zu jedem Laden gibt es einen Blog zur Kommunikation mit den Kunden. Und über diese Seite kann die Waren bestellen, die einem dann der Fahrdienst der Rader Händler nach Hause bringt. So kann man dem Internethandel etwas Paroli bieten oder durch gute Darstellung im Netz zu hause den Einkauf vorbreiten. Über jeden Laden kann ein Film bei Youtube eingestellt werden.

    Mittwochs, wenn andere Städte nachmittags ihre Läden schließen, könnte Radevormwald einen Dienstleistungsabend einführen, an dem die Läden bis Mitternacht offen haben. Dafür kann man Donnertags bis 15 Uhr geschlossen bleiben. Mit Schriftbändern an den Brücken über die B 229 und Werbetafeln an Wanderparkplätzen kann dieser Dienstleistungsabend beworben werden.

    Der Busbahnhof kann Festplatz werden. Die B 229 ist dort 4 Fahrspuren breit!
    2 reichen aus als Zufahrt zu den Kreisverkehren, die die Poststraße beim Rewe und die Bahnhofstraße beim Rochollgarten an die B 229 anbinden. Zwischen den beiden Kreisverkehren ist genug Platz für 2 Busbuchten für je 6 Busse. Die Busbucht auf der Südseite ist für die Pausenzeiten und Reisebusse, auf der Stadtseite ist die Haltestelle für den Linienverkehr.
    Der Rest vom Busbahnhof und der Bogen der Poststraße werden zum neuen Festplatz. Hier grenzen keine Wohnhäuser an den Platz, nur Woolworth und B 229 mit Lärmschutzwand! Welcher Platz ist besser geeignet, Events in die Stadt zu holen, ohne den Wochenmarkt vom Markt zu verdrängen und ohne die Hohenfuhrstraße zu sperren.

    Der Hauptausschuss hat dies als Bürgerantrag abgelehnt. Aber es wird noch in den nächsten 4 Jahren wieder auf die Tagesordnung kommen.

    Das alles ist im wesentlichen nichts neues und kann auch im http://www.stadtnetz-radevormwald.de nachgelesen werden, aus der Zeit, als ich dort noch schreiben durfte.

  2. Nun, eine Seite aus „organisatorischen Gründen“ vom Netz zu nehmen ist allemale besser als diese nicht zu aktualisieren und verwahrlosen zu lassen.
    Nur eine Internetseite macht die Rader Innenstadt auch nicht besser.

  3. Sie war zum Zeitpunkt meines Beitrags ja nicht vom Netz genommen, sondern enthielt den Hinweis der Unorganisierbarkeit einer Internetseite als Schaufenster der Radevormwalder Innenstadt-Einzelhändler, die, und das ist meine kleine persönliche Einschätzung, als Wahlvieh auch mit dieser (zu jeder Zeit inakzeptabel schlechten) Seite gehörig Zucker in den Arsch geblasen bekommen haben, und den neuen Messias zur Lösung der eigenen Probleme dankbar angenommen haben. Nun ist die Wahl lange verloren und radevormwald-zentral.de höchstens noch lästig.

    Letztendlich bleibt: Die Innenstadt muss sich selber helfen. Das sie es scheinbar wohl nicht will, habe ich in unzähligen Abhandlungen hier ja in den letzten Jahren zur Genüge mit Beispielen unterlegt. Also fließt mein Geld fleißig in neue Totgeburten, die verkauft werden, als hätte man gerade den tiefen Teller erfunden.

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