Nun also doch: The same procedure

The Australian Pink Floyd Show, Greatest Hits World Tour 2011 - Köln 22.02.2011
The Australian Pink Floyd Show, Greatest Hits World Tour 2011 - Köln 22.02.2011

Es stand ja lange genug auf der Kippe. Doch nachdem meine Grippe eine vorübergehende Pause eingelegt hatte, oder einlegen musste, stand dem jährlichen Konzertbesuch bei The Australian Pink Floyd in Köln nichts mehr im Weg. Der regelmäßige Leser weiß, dass ich schon das eine oder das andere mal dort war.Ich habe kein Bock gehabt die große Kamera mitzunehmen, auch wenn das am Einlass erneut kein Problem gewesen wäre. Auch war ich kurzzeitig dem Fehlglauben verfallen, ich müsste gerade für das Fotobuch 2011 mal ein paar mehr Megapixel haben wollen, als sie meine olle kleine Powershow A620 liefert. Ein Fehlglaube, den ich leider durchgezogen habe. Deshalb habe ich Nadines Coolpix mitgenommen, was ich mangels manuellem Modus doch ziemlich bereue. Deshalb, außer obigem, keine weiteren Fotos von mir. Einige wirklich ausgezeichnete Bilder gibt es bei rockpixx.com.

Somit konnte ich mich aber viel besser auf das Konzert einlassen, wenn ich jetzt eh schon mal da bin. Für den Opener kommen eigentlich nur zwei Lieder in Frage: Shine On You Crazy Diamond oder Speak to me. Mit ersterem wurde der Abend eröffnet, also sollte klar sein, womit es nach der Pause weitergeht. Der Tiefbass am Anfang von „Shine On…“ ließ die Halle vibrieren, hier haben sie nochmal eine deutliche Schüppe drauf gelegt. Allerdings wirke es ein wenig, als würde mit dem Opener erst die letztendliche Soundabstimmung austariert werden, dafür gibt das Lied ja zweifelsohne ausreichend Potential. Zeitweise, im weiteren Verlauf, war gerade der Gesang für meinen Geschmack etwas zu laut.

Nach den sauber heruntergespielten Welcome to the machine und Coming back to life kam dann die erste Überraschung: Arnold Layne. Ein Lied aus der Feder verstorbenen Floyd Legende Syd Barrett und gleichsam die erste Single Pink Floyds, die von einen Transvestiten erzählt, der in der Nachbarschaft weibliche Unterwäsche von den Wäscheleinen klaut. „Arnold Layne don’t do it again!“ Direkt danach ein weiterer und persönlicher Kracher aus der Post-Waters Ära: Sorrow! Ein Monster, welches ich auch zu Hause nicht laut genug hören kann, jedem Konzert wohlgefällig ist und euphorisch frisch gespielt wurde, besonders und gerade der Solo-Gitarrenpart am „Ende“ des Liedes durch den neuen Gitarristen, der Damian Darlington ersetzt. Mit Sorrow kamen auch zum ersten mal die Laser zum Einsatz, die sich wie ein Teppich über den Saal legten. Hier wurde zu den vergangenen Jahren auch noch mal nachgelegt. Danach konnte dann mit Learning to fly erstmal durchgeatmet werden, bevor mit Dogs das nächste Epos kam, welches auch bis zur Schmerzgrenze ausgespielt wurde, für mich aber gerade am Ende nicht an das grandiose Original heranreichen konnte. Das ist letztendlich auch dem neuen Sänger zu Last zu legen, der mich insgesamt nicht überzeugen konnte. Glücklicherweise sang er längst nicht jedes Lied.

Pause

Weiter ging es im zweiten Part mit dem „Anspielen“ der Dark Side Of The Moon, konkret mit Speak to me, Breathe, On the run, Time, Breathe (Reprise) und The Great Gig in the Sky. Jetzt durften zum ersten mal die am Eingang verteilten 3D Brillen aufgesetzt werden. Allerdings war das, möglicherweise dem Sitzplatz geschuldet, ein ziemlicher Reinfall. Bis auf den ersten Effekt des fliegenden Schweins kam nichts mehr, was ich als wirkliche Bereicherung empfand, es war eher anstrengend. Und im Gegenteil ist man sich nie so ganz sicher gewesen, ob man sie jetzt auf- oder absetzen sollte. The Great Gig in the Sky setzte einmal mehr die Background Sängerin gekonnt in Szene – ohne Brille! What do you want from me unterbrach dann erstmal das Album DSOTM und brachte ein rockiges Stück aus der Post-Waters Ära, bevor wir mit dem mysteriösen Kracher Careful with that Axe, Eugene (leider offsync), welches mitunter frenetisch bejubelt wurde, wieder ganz weit zurück gingen. Hier lohnte sich die Brille dann auch noch einmal ansatzweise, da ein „Mad-Man“ auf Mr.Screen (die seit den 70ern Floyd typische, runde Videoleinwand in der Mitte der Bühne) projiziert wurde. Ganz netter Effekt – das Lied eine Offenbarung, zumal ich nicht der einzige bin, der die Kopie hier besser findet, als das Original. Allerdings fehlte mir hier Darlington zum ersten mal.

Nun ging es nochmal zurück zu schwarzen Platte und mit Money kam der so ersehnte Stimmungs-und-Hüftwackel-Song. Diverse meist lang behaarte und aufgestöckelte Personen hatten sich schon eine Weile im hinteren Teil des vollbestuhlten Innenraums positioniert. Darauf folgen sollte nun das Lied, zu dem ich mir gerne ein neues Getränk hole, da es mir zum Hals raushängt: Another Brick in the Wall Pt.II samt Vorspiel The happiest days of our life, doch fesselte mich die Band an meinen Platz. Zum einen schien es mir, zumindest wenn ich die Reaktionen des Publikums verfolge, als wenn mir dieses Lied als einziger aus den Ohren rauskommt, zum anderen hatte ich ich es selten so frisch und energiegeladen gehört. Gepaart wurde das ganze dankenswerterweise noch mit einer ausgeprägten Light-Show und einem übergroßen Aufblas-Lehrer auf der Bühne. Die am Fuß der Bühne neu angebrachten Lichter warfen auch erstmals, dem Original folgend, „Hey Teacher“ in den Raum.

So, dann aber jetzt was zu trinken holen. Das Intro von Wish you were here lief an, auch nicht gerade eins meiner must-haves. Nee, Moment! In der rechten Ecke positionierte sich der erste Gitarrist mit der akustischen Gitarre. Hinter ihm eine Lichtsäule, die sich über ihm in Laserstrahlen brach, die tief über dem Publikum den Raum ragten. Und so, wie er die Gitarrensaiten anschlug, vibrierten jeweils die einzelnen Laserstrahlen. Großes Kino dachte ich mir und blieb sitzen. Der zweite Gitarrist mit seiner akustischen Gitarre nahm Fahrt auf, in der anderen Ecke der Bühne. Das gleiche Spiel in die andere Richtung. Aus den Boxen Gitarrengeklampfe und es schien, als wären die Gitarrensaiten über unseren Köpfen. Richtig genial! Leider gilt das nicht für den Fortgang des Liedes, denn es war die schlechteste Version von Wish you were here, die mir jemals zu Ohren kam. Die Augen mit dem übrigen Lichterspiel vermochten so gerade zu verschmerzen, was man den Ohren antat.

Spätestens, als One of these days angespielt wurde, wusste man, dass er Abend nicht mehr allzu lange anhalten würde. Der Song half auch sehr gut über den gerade abklingenden Schmerz der vorangegangenen Stückes hinweg, vielleicht, weil in dem Lied sowieso nicht gesungen wird. Dafür bekam die Tanzfraktion im Innenraum auch nochmal ordentlich Futter. Auf der Bühne tat sich das übergroße Känguru auf, welches ich bisher nur von der DVD kannte. In den voran gegangenen Konzerten die ich miterleben durfte sind sie immer mit dem Schwein gekommen.

Nun folgte das letzte Epos: Comfortably Numb, in dem der neue Gitarrist noch einmal seine Qualitäten zeigen durfte und konnte, wenngleich er auf mich noch immer ein wenig abgehackt wirkt; es wirkte weniger geschmeidig als das Original von Gilmour, oder die Kopie von Darlington. Allerdings sollte man zu Gute halten, dass vieles musikalisch wohl besser gespielt wurde, als es Floyd je gespielt hat, und auch Pink Floyd selbst sich nicht immer gleich gespielt hat. Überhaupt ist es schwer Erwartungen zu erfüllen, die sich meist doch nur auf wenige exzellent produzierte Mitschnitte auf DVDs beschränken. Insgesamt muss man sagen, dass The Australian Pink Floyd Show seine Sache mal wieder sehr sauber gemacht hat. Die Lightshow ist mal wieder gehörig gewachsen und reicht schon fast, lässt man mal die Dimension außer Acht, an die P.U.L.S.E. Bühne heran. Was fehlt war erneut die Pyrotechnik, eins der letzten Highlights, die sie gegen Ende noch setzen könnten.

Ende. Das kam dann üblicherweise wieder mit Run like hell vom Album The Wall. Hier kam dann aber auch noch mal ein übergroßes Schwein und es wurde auch hier dem Original folgend nochmal alles an Licht und Laser angeknipst, was um die Bühne aufgebaut wurde. Dann habe ich mein Aufblasschwein doch noch gesehen.

Die Stimmung im Saal war dieses Jahr euphorischer als 2009 und 2010. Lag es wohl daran, dass die Kölnarena LanXess Arena bereits für Karneval geschmückt war? Der neue Sänger hinterlässt gelinde gesagt gemischte Gefühle. Irgendwie passt es nicht. Der neue Gitarrist hat beruhigend gut aber mit Luft nach oben gespielt. Es waren wohl auch mal wieder mehr da, als letztes Jahr. Die Lichtshow ist verglichen mit dem letzten Jahr ebenfalls wieder gewachsen. Langsam bekommen sie glaube ich Platzprobleme. Die Bühne passt jetzt schon nur so gerade eben in kleinere Hallen, was erklärt, warum sie in der Kölnarena LanXess Arena spielen, auch wenn sie die nicht voll bekommen. Der Oberrang war erneut komplett abgehangen.

Setlist:

  1. Shine On You Crazy Diamond Part I-V
  2. Welcome to the machine
  3. Coming Back To Life
  4. Arnold Layne
  5. Sorrow
  6. Learning to fly
  7. Dogs
  8. Speak to me
  9. Breathe
  10. On the run
  11. Time
  12. Breathe (Reprise)
  13. The Great Gig in the Sky
  14. What do you want from me?
  15. Careful With That Axe, Eugene
  16. Money
  17. The Happiest Days Of Our Lives
  18. Another Brick in the Wall, Part II
  19. Wish You Were Here
  20. One Of These Days
  21. Comfortably NumbEncore:
  22. Run Like Hell

Eine Antwort auf „Nun also doch: The same procedure“

  1. Ich glaube, das abhängen des Oberrangs hat in der LanXess Arena akustische Gründe. Bin mir natürlich nicht sicher, höre aber immer wieder von Technikern wie schwierig die Arbeit dort ist. Beim Prince Concert vor einigen Wochen konnte ich das Leid miterleben. Nach weniger als 60 Minuten – ENDE – na ja, war aber nicht die Akustik, sondern ein Delayproblem am Digitalpult. In der Haut des Technikers möchte ich nicht stecken. Pink Floyd habe ich bis heute verpasst, leider immer wieder. Ich weiß auch nicht warum, hoffe aber, ich erlebe das noch.

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