Hedonistische Heilsfront!

Das Überdruckventil des menschenverachtenden Katholizismus grassiert mal wieder. Gut, dass ich in einer durch und durch organisierten Struktur lebe. Im Moment darf ich, wenn ich mir die Freiheit nehme, mir eine rote Pappnase aufsetzen und meine innere Leere für jeden sichtbar nach außen kehren. Das ist Kultur! Menschen, sonst fern des Alkohols, kaufen den billigen und hochprozentigen Fusel fassweise und freuen sich, wie viel sie vertragen. Spätestens ab dem 14ten Lebensjahr geht es nur um eins: saufen! Das ist Kultur! Herpes hat Hochzeit in diesen Tagen, wo auch das schüchternste Mauerblümchen durch den Alkohol entfesselt und durch den Karneval legitimiert kalte Emotionen einfährt. Das ist Kultur!

Rien ne va plus. Ich habs ja wirklich versucht. Weder aber finde ich Karneval nützlich, noch lustig – und ich schaue Leslie Nielsen, ich habe keine Ansprüche! Die hier regional virulente Anbiederung an Köln kann ich schon gar nicht ab. Seit Jahrzehnten sie selben furchtbaren Lieder und Oberlippenbärte. Wohnt man in Rauchzeichenweite vom Rhein entfernt und verfolgt man die Medien, darf man durch kanalisierte Berichterstattung durchaus dem Gefühl verfallen, Karneval wäre immer und überall. Bereits vor zwei Jahren, eigentlich wollte ich nur einkaufen, war es nur eines beherzten Sprungs zu verdanken, nicht durch die Kotze anderer zu waten. Und dieses Jahr kommt mir einer an der Commerzbank entgegen, der sich und die Straße vollkotzt und dabei selig grinst. Ziehe ich diese Szenen so magisch an, oder bin ich da übersensibilisiert?

Der Reigen der Mösen-Muschi-Pimmel-Ficken-Fusel Lieder wird soeben eröffnet. Appelliere an niedere Instinkte, und Du hast Erfolg. Aber abseits der Schwemme von Müll und Körperflüssigkeiten haben viele einfach nur Spaß, auch ohne Wildficken, Wildpinkeln und Wildkotzen. Deshalb genug der sorgsam erarbeiteten Vorurteile und als maximale Anerkennung, vielleicht sind die Sauf-Touristen ja schlicht sowas wie die Hooligans im Stadion, ein paar Bilder(s).