Bewahrung der Schöpfung

Bewahrung der Schöpfung
Bewahrung der Schöpfung

Bin ich eigentlich alleine damit Zuckungen zu bekommen, wenn Bundestagsagsabgeordnete, Presse und Vertreter aller möglicher Vereinigungen und Organisationen die hohle Phrase von der „Bewahrung der Schöpfung“ in den Mund nehmen?In immer mehr Bundesländern sind es brotbirnige Kultusminister, die die Schöpfung als gleichberechtigten Gegenentwurf zur Evolution in den Biologieunterricht tragen wollen. In den USA glaubt man heute schon fast mehrheitsfähig, dass die Erde tatsächlich 6000 Jahre alt ist, weil es sich halt so aus der Bibel erschließt. Und mit der öffentlichen (grünen) Debatte klingt immer wieder die „Bewahrung der Schöpfung“ mit, die nicht selten gar nicht religiös gemeint ist, aber genau diesen rückständigen Ansätzen eine Plattform bietet.

Wer gutgemeint von der Bewahrung der Schöpfung spricht, negiert damit gleichzeitig die Errungenschaften einer aufgeklärten wissenschaftlichen Welt und begibt sich, bewusst oder nicht, für die Rechtfertigung seiner Standpunkte in die Welt der Mythen. Allerdings ist er, bewusst oder nicht, schlau genug, sich eines gerade salonfähigen Mythos` zu bedienen. Aber nur weil man sich an etwas gewöhnt hat, ist es nicht gut, und noch lange nicht richtig. Ein Wert ist ja nicht aus sich heraus gut, nur weil er ein Wert ist.

Bewahrung? Ich bin schon mit dem Wort „Bewahrung“ nicht einverstanden, weil schon hier mitschwingt einen gegebenen Zustand halten zu müssen und ignoriert wird, dass unsere Existenz eben gerade auch naturell nicht durch die Bewahrung von etwas zustande gekommen ist, sondern durch das genaue Gegenteil. Es ist eine Grundrechenart der Religion, alles belassen zu wollen wie es ist. Dies pervertiert nicht nur den Menschen, sondern auch die Natur in der er lebt. Es ist ja gerade nicht die Religion schuld, dass ich hier meine Zeilen verfassen darf, sondern der Gegenentwurf dazu, der eine Welt ohne Götter und Schöpfung erklären wollte.

Nicht wenige gehen ja gerne davon aus, dass die Natur perfekt aufeinander abgestimmt ist, um daraus und aus seiner Existenz letztendlich auch seinen individuellen Gott begründen zu können. Wie viele Videos habe ich gesehen und wie viele Vorträge habe ich gehört, wo ein bis drei eingespielte Systeme der Natur angeschaut werden, um daraus die Perfektion der Schöpfung zu erklären. Das jedoch die Natur ein abgestimmtes System aus Zufall und Notwendigkeit ist, erschließt sich jedem, der sich einmal ernsthaft damit auseinandersetzt. Dass die Natur nur für einen kurzen Zeitraum ideal für die Existenz des Menschen ist, wird auch geflissentlich verschwiegen.

Wenn es darum geht Krebs vorzubeugen oder zu therapieren, möchte ich den Schöpfungsbewahrer sehen, der Genforschung zur Verhinderung von Krebs als einen unzulässigen Eingriff in die Natur sieht, oder zustandsverändernde Medikamente nicht einnimmt, die ihn vor einem qualvollen Tod bewahren. Klar, Randgruppen können das heute schon gut. Aber im Großen und Ganzen hört die Bewahrung der Schöpfung spätestens dann auf, wenn sie real nicht mehr so ganz großartig und vollkommen ist, wie sie gerne verkauft wird. Ein wenig wird man schon noch machen dürfen, oder?

Worum geht’s? Wenn ich mit Fridolin im Sandkasten saß und der einen ganz tollen Kuchen gebacken hat, dann darf ich den nicht zerstören, denn den hat Fridolin im Schweiße seiner Füße zustande gebracht – er hat den Schöpfungsakt vollzogen und zehntausende Sandkörner sind froh, Struktur bekommen zu haben. Schöpfung ist ein Prozess wider der Entropie. Da hat sich aber einer Mühe gegeben! Wenn Fridolin mir aber einen Kübel Mist vor die Haustür kippt, dann geht das nur bei ganz ausgebufften noch als Kunst durch. Schöpfung ist ein Akt des Erschaffens. Aber es gibt gute und schlechte Schöpfung. Man bemisst das subjektiv am Schöpfungswert oder der Schöpfungshöhe. Der Mensch, und die Welt in der wir leben, erscheint uns von äußerst hohem Wert, und sie ist derart komplex, dass wir in der Vergangenheit eine Schöpfung vorausgesetzt haben. Gott als Modelleisenbahner des Universums. Allerdings gibt es keine Unveränderlichkeit, weswegen man die Felle schwimmen sieht und sich den Reichtum bewahren möchte. Und warum überhaupt irgendwas ist, und nicht Nichts ist, ist seit jeher eine der Fragen schlechthin, für die Gott die ziemlich simpelste Antwort ist. Damit ist sie aber noch lange nicht richtig.

Es gibt sicherlich eine ganze Latte guter Gründe gegen Genmanipulation und Klontechnik. Aber Klonen ist keine Frage von religiöser Moral, es ist eine ethische Frage. Die Frage ist doch viel zu schwierig und komplex, als dass man archaische Hirtenkultur-Mythen der Bronzezeit zu Rate ziehen sollte. Gleiches gilt für Abtreibung, Gesellschaftsordnung und Wochenendplanung. Ich habe gar nichts dagegen, dass sich jeder seine Mythen nach seinem Gusto aufrecht erhält, aber ich habe ein ernstes Problem damit, wenn politische Entscheidungen auf diesen Mythen fußen und damit begründet werden. Wer würde einen Politiker ernst nehmen, der Dienstags nicht aus dem Haus geht, weil sein gelber Elefant auf der Dunklen Seite des Mondes ihm das untersagt, weil er vor Urzeiten seinem Propheten als einzigem Zeugen getrötet hat diesen Tag zum Ruhetag zu erklären, und bei Verstoß nach dem Tod gefürchtet werden muss, auf Ewigkeit von leckenden Ziegen an den Füßen gequält zu werden? Warum bitte muss ich dann immer wieder hören, dass gewählte Personen die mich und mein Land vertreten ihre Entscheidungen auf einen Typ fußen, der als gespaltene Persönlichkeit allmächtig einen Teil von sich reinkarniert, auf die Erde führt und sich zur Erlösung der Menschheit als sein Sohn kreuzigen lässt um zu sich selbst aufzuerstehen?

Wenn Gott die Welt erschaffen hat, ist der Mensch kein Ergebnis der Schöpfung, sondern das Resultat von Erschöpfung.

Es ist bereits ziemlich spät um sich noch den Luxus zu erlauben zentrale Entscheidungen von religiösen Menschen treffen zu lassen, von Irrationalisten. Das sind Leute die keinen Kompass benutzen um das Schiff des Staates zu lenken. So wie die das machen könnten Sie genauso gut aus Hühnereingeweiden lesen. [..] Glaube bedeutet aus dem Nicht-nachdenken eine Tugend zu machen. Das ist nichts, worauf man stolz sein sollte. [..]
Religion ist gefährlich, weil sie es Menschen die nicht alle Antworten haben, erlaubt zu denken sie hätten sie. Die einzige angemessene Haltung, die der Mensch hinsichtlich der großen Fragen haben kann, ist nicht diese Arroganz der Sicherheit, durch die sich die Religionen auszeichnen, sondern Zweifel. Zweifel ist bescheiden, und genau das muss der Mensch werden wenn man bedenkt, dass die Geschichte der Menschheit eine lange Liste von Ereignissen ist, die komplett in die Hose gegangen sind.[..]
Diejenigen, die sich für gemäßigt religiös halten, sollten einmal in sich gehen und erkennen, dass der Trost und die Ermutigung, die Religion spendet, einen schrecklichen Preis hat.[..]
Wenn Sie einer politischen Partei oder einem Verein angehören, der mit so viel Bigotterie, Frauenfeindlichkeit, Homophobie, Gewalt und schierer Ignoranz behaftet wäre wie die Religion, würden sie protestierend austreten. Wenn Sie das nicht tun, sind Sie ein Komplize. Eine Mafiabraut für die wahren Teufel des Extremismus, die ihre Legitimität aus Milliarden von Mitläufern beziehen. [..] Wenn die Menschheit [..] sich in eine Zukunft schleppt, geschwächt von einem religiös inspirierten Terrorismus, lassen wir uns daran denken, was das eigentliche Problem war: Dass wir zuerst gelernt hatten ein Massensterben zu verursachen, bevor wir eine Heilung fanden für die neurologische Störung uns so etwas zu wünschen.
Bill Maher – Religulous

8 Antworten auf „Bewahrung der Schöpfung“

  1. Wenn man von Schöpfung spricht, dann ist dies die logische Konsequenz davon, daß es einen Schöpfer gibt. Kein Mensch kann ernsthaft davon überzeugt sein, daß alles aus einem Zufall entstanden ist und vor allem auch ERHALTEN bleibt.

    Hier allerdings die Bibel als ein wissenschaftliches Buch zu betrachten ist doch etwas verkürzt. Ich sage ja zur Bibel und ihren Aussagen. Doch muß man sie auch lesen, als das , was sie ist: Ein Herstellerhandbuch. Kein Handbuch der Astrophysik oder sonst einer Wissenschaft!

    In der Bibel findet der aufmerksame Leser den Weg zurück zu Gott und Antworten auf ganz persönliche Lebensfragen.

    Es gibt da eine Redensart „Glauben heißt nicht wissen“. Das ist grundlegend falsch. Glauben ist wissen, daß es da einen Gott gibt, dem man vertrauen kann – auch wenn man Vieles nicht versteht.

    Religion ist tatsächlich gefährlich. Doch ein lebendiger Glaube an einen lebendigen Gott im wahrsten Sinne des Wortes heilsam.

    mfg
    Holger

  2. Hallo Holger,

    es gibt da noch einen anderen Satz, der allerdings weniger emotional, dafür weit empirischer begründet ist: „Niemand, der nur ein Weniges von der Natur versteht, kann ernsthaft an einen Schöpfer glauben“. Ich gebe Dir durchaus recht wenn Du sagst, dass niemand ernsthaft vom Zufall überzeugt sein kann. Auch das wäre nichts weiter als der Glaube aus der anderen Richtung. De facto leben wir in einem System von Zufall und Notwendigkeit. Die Notwendigkeit (oder Konsequenz, zäumt man das Pferd von der anderen Seite auf) wird hier gerne geschlabbert. Stichwort: Emergenz! Das spontane Entstehen von neuer Struktur durch die Eigenschaften der Systemvariablen. Das sehen wir überall auf der Welt. Ein Ameisenhügel hat auch keinen Architekten, der Pläne hat und das Bauwerk überblickt, steuert, bauen lässt. Aber im Resultat hast Du eine hoch komplizierte Struktur, ganz ohne hoch intelligenten Architekten. Das lässt sich auf unser Gehirn, die komplizierteste Struktur die wir kennen, gleichsam anwenden. Es ist dem Zufall zu verdanken, dass wir irgendwann gelernt haben Speisen vor dem Verzehr zu erwärmen. Wir machen dass, weil es besser bekömmlich ist. Im Resultat entsteht die Notwendigkeit, dass wir mehr Kraft verwenden können für andere Körperfunktionen als die Verdauung. Wir jagen Tiere, weil sie uns gut schmecken. Zufällig nehmen wir damit mehr Eiweiß zu uns, was eine Notwendigkeit der Änderung unseres Körpers zur Folge hat: Das Gehirn konnte sich entwickeln. Ein größeres Gehirn schafft neue Zufälle und daraus resultierende Notwendigkeiten. Diese faszinierenden Eigenschaften mit Gott als Schöpfer totzuschlagen finde ich der Natur gegenüber ungerecht.

    Weil Du auf die Bibel zu sprechen kommst. Ich habe angefangen ernsthafte Zweifel anzumelden, als ich mich in den 90ern im Detail mit der Erde und ihrer Geschichte befasst habe, und mir der vermittelte Glauben mehr Fragen aufwarf als Antworten, bis er mir schließlich gänzlich unsinnig wurde. Man sollte hier nicht vergessen, dass das Fundament der Bibel und des Christlichen Glaubens auf ein Weltbild der damaligen Zeit fußt, dass hinreichend widerlegt ist. Wir als Menschheit sind eben nicht die Krone einer Schöpfung als Ebenbild von irgendwas auf einem perfekt für uns gemachten Planeten, sondern ein für die Ergeschichte zwischenzeitiges (Intermezzo), vergängliches Produkt aus Zufall und Notwendigkeit. Mindestens zwei Massensterben der Arten waren nötig, um uns hervor zu bringen, eine Spezies hat sich nur durch ihre eigene Existenz diese vernichtet und unsere erst ermöglicht, und es ist Fakt, dass auch wir selbst als Ganzes vergehen werden.

    Ich sehe mich heute mit einem Glauben konfrontiert, der eben am Fundament schon auf nachweislich falschen Grundannahmen beruht, und sein ganzes Konstrukt darauf aufgebaut hat. Wenn Du die Bibel als Lebensratgeber verstehst habe ich da nichts gegen, aber es ist nicht der Anspruch, den man der Bibel zuspricht.

    Ich stimme da Dawkins zu: Die Religion schafft mehr Probleme als sie löst, sobald man sich ernsthaft mit mehr beschäftigt, als sich selbst. Stimmst Du der Bibel und ihren Aussagen zu, frage ich mich, welche?

    Lieber Gruß an die Wupper
    Armin

  3. Hallo Armin,
    an Gott zu glauben hat eine riesige positive Eigenschaft, man ist für nichts mehr verantwortlich. Ist alles Gottes Wille.

  4. Ach ich denke schon, dass sich der durchschnittliche Gläubige nicht für alles auf Gott beruft, und sich seiner Verantwortung durchaus bewusst ist. In vielen Gesprächen wird mir eigentlich immer klar, dass ein Großteil überhaupt kein Christ ist, obwohl er es behauptet, weil er wesentliche Glaubensinhalte ablehnt. Aber wer nicht an die Existenz der Hölle glaubt, lässt seinen Protagonisten umsonst sterben und führt die ganze Story ad absurdum. Aktuell ruft die Kirche auf für Fukushima zu beten, zieht aber gleichzeitig ihre Leute ab. Bigott hat, weil man seiner eigenen Überzeugung nicht traut.

    Allerdings muss man Dir wohl recht geben, wenn man sich die größeren Skalen schaut, und wer sich „von Gott für die Welt“ leiten lässt, um Bomben zu werfen und Achsen des Bösen zu vernichten. Wie sagte Hagen Rether: Wie viele Iraker könnten noch leben, wenn George Bush nicht von der Flasche zu Gott gefunden hätte?

  5. In solchen Diskussionen wird gerne schonmal alles durcheinandergeworfen. Evolution, Politik, Wissenschaft u.v.m.

    Ich habe nicht auf alles eine Antwort. Aber es gibt eine einzige Frage, an der sich für mich alles festmacht.

    a) ist Jesus tatsächlich auferstanden, dann
    b) ist er auch heute noch lebendig
    c) und muß persönlich erfahrbar sein

    Alles andere ist nutzloses debattieren, weil man sich so niemals Gott nähern kann. Doch da er versprochen hat „wer mich sucht, der wird mich auch finden“ ist er für jeden Menschen erfahrbar. Allerdings ist er auch nicht im wissenschaftlichen Sinne beweisbar, da ein Versuch beliebig wiederholbar ist. Jesus ist ausschließlich persönlich erfahrbar – da mag ich dich vielleicht anregen (oder auch abstoßen?).

    Ich kenne die Zeit ohne ihn und nun > 30 Jahre mit ihm und weiß wovon ich rede. Mein Glauben ist ein tiefes Wissen – ein überzeugt sein von Dingen, die man nicht sieht – und es funktioniert.

    Ich verlasse mich da doch lieber auf meinen eigenen Erfahrungstest, alös auf immer wieder wankende „wissenschaftliche Äußerungen“

    Zu G.Bush kann ich nur sagen: Ob er sich bekehrt hat, kann ich nicht beurteilen. Allerdings kann ich sagen, daß Jesus NIE einen Krieg angezettelt hat … an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.

  6. Um unten anzufangen: Jesus würde sich aus freien Stücken, würde er heute auf der Erde stehen, wohl gar nicht mit der Kirche in Verbindung bringen, die selbsternannt seinen Namen in die Welt trägt.

    Zu den wissenschaftlichen Äußerungen: Es ist die Erfolgsgeschichte der Wissenschaft und Philosophie, dass Inhalte dessen nur so lange gültig sind, wie nichts besseres zur Verfügung steht. Das ist ein signifikanter Unterschied und Vorteil gegenüber der Religion und Kirche, weil hier ständig versucht wird die Wirklichkeit dem Glauben anzupassen, statt den Glauben der Wirklichkeit. Diese Spannung ist so auch nicht auflösbar, mit den verheerenden Konsequenzen, die seit Anbeginn die Monotheisten in die Welt tragen, wo wir bei den Früchten sind. Ich sehe lieber unnütze Ideen für den Menschen sterben, als „unnütze“ Menschen für Ideen, an die krampfhaft festgehalten werden muss.

    Wo sind sie denn, die segensreichen Früchte der Religion, an denen man „sie“ erkennt? 1500 Jahre hatte alleine das Christentum Zeit. Irgendwann wird die Leier von der guten Sache und der schlechten Umsetzung des Bodenpersonals unglaubwürdig, oder? Dabei sollte man sich vergegenwärtigen, dass all das Leid, was die Religion so mitgebracht hat, direkt der Bibel entnommen werden kann, so viel man das auch relativiert. Wenn ich so manche Diskussion verfolge muss ich mich arg wundern. Als würden Polikliniken Mauertote relativieren, so wird im Fernsehen für den Glauben argumentiert. „Ja, die ein oder anderen Millionen Tote sind schon doof, aber dafür könnt ihr in schweren Stunden beten“.

    „Wer mich sucht wird mich finden“ nennt man in der Psychologie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Ich möchte gar nicht leugnen, dass die Propheten nicht dumm waren. Das sind schon ziemlich geschickte Ausführungen.

    Wenn Du schreibst das Dinge funktionieren, obwohl man sie nicht sieht, und man von der Funktion überzeugt sein kann, habe ich da überhaupt nichts gegen. Wir sind ja gerade nicht allwissend. Problematisch finde ich aber, wenn man dann die Wissenslücken mit der Frage auf alles beantwortet und sich Personen erheben die auch noch glauben, die Deutungshoheit dessen zu besitzen. Wie Maher sagte: Religion ist gefährlich, weil sie Menschen, die nicht alle Antworten haben, ermöglicht zu glauben, sie hätten sie.

    Ich verstehe wirklich nicht, woher der Mensch sich die Anmaßung gönnt sich seinen Gott nach seinem Gusto auszumalen und in den Himmel zu heben. Und nüchtern betrachtet bleibt vom vorgestellten Gott nicht viel mehr als ein überhöhter Mensch mit aller menschlicher Unzulänglichkeit. Dies heften wir dann ab unter „Gottes Wege sind unergründlich“. Nein, es sind nicht die Wege Gottes, die hier unergründlich sind, sondern die menschliche Selbstwahrnehmung.

    Wirklich, ich habe nichts gegen beten oder den Glauben an eine höhere unbestimmte Kraft. Aber die Story mit Allmacht, Zwiegesprächen in Dornbüschen, der Hölle als notwendiger Gegenpart, und der Bibel als Buch auf alles mit stinkt freundlich gesagt zum Himmel und ich bin manchmal in überheblichen Momenten peinlich berührt. Aber es wundert mich nicht, wenn die Tagesschau jährlich die Auferstehung als historische Tatsache verkauft. 😀

    Ich wünsche Dir dennoch schöne Ostern!

  7. http://viertuerme.blogspot.com/2011/01/umwelt-schutzen-ist-pflicht-eines-jeden.html
    Da spricht einer von Schöpfung.

    Und das ist das Feedback im Internets:
    http://www.google.de/search?sourceid=navclient&hl=de&ie=UTF-8&rlz=1T4GZEZ_deDE248DE254&q=%22gr%c3%bcne+papst%22+benedikt+XVI

    Insgesamt muss ich diesem Artikel anmerken, dass Freigeister es wohl nie akzeptieren würden, wenn so wie hier über den Gott- Glauben über deren Nicht an Gott- Glauben gesprochen würde.

    Bei aller Kritik am Christentum und allen versagen bleibt auch die Frage, was alles nicht passiert wäre, wenn es das Christentum nicht gäbe. Alleine das „Ora et Labora“ des heiligen Benedikts stellt einen massiven Bruch mit dem dar, was das Idealziel der Antike war. „Labora“ war da nicht Sache der freien Leute. Und über die Zisterzienser hat sich das über ganz Europa ausgewirkt, so dass man diese auch das „Internet des Mittelalters“ nennt. Denn Idealziel war es, dass alle Klöster alles selber machen und beim jährlichen Treffen der Delegationen aller Klöster wurden Wissen und Saatgut ausgetauscht und in einem für damalige Zeit hohen Tempo über ganz Europa verbreitet. Aus dieser Zeit stammt der Altenberger Dom.

    Und dass der Atheismus immer harmlos ist, stimmt auch nicht. Da ist im Namen der Wissenschaft und der freigeistigen Moral auch schon massiv gemordet worden.
    http://religion.orf.at/tv/news2/ne00315_meaculpa.htm#Schuldbekenntnis

    Hier nur eine kleine Auswahl von Schöpfungsgläubigen:
    https://sites.google.com/site/ichsollliebenallemuslime/vorbilder

    Und was die Auferstehung angeht, ist die besser belegt, als viele andere Dinge unserer Geschichte. Fast alle Apostel wurden Blutzeugen für ihren Glauben. wird man das für eine Lüge oder einen Scheintoten?

    Sicher, ich kann das wissenschaftlich nicht beweisen, aber dies gibt mir im Gegensatz zu allen atheistischen Welterklärungen Hoffnung. Und da setze ich lieber auf die Hoffnung, statt auf die letztlich doch traurige sinnlose Existenz der Atheisten. Was hat deren Leben für einen Sinn, wenn mit dem Tod alles aus ist und in Milliarden Jahren eine kolabiernde Sonne die Erde verschlucken wird. Gelebter Glaube bringt Hoffnung und Verantwortung vor dem Schöpfer und damit das Streiten für das Gute. Und alles was gut ist, kann man auch vernunftbezogen rechtfertigen, verbindlich wird es aber nur durch den Glauben. Atheistische Menschenrechte sind nichts weiter als positive Willkür, die Gottebenbildlichkeit des Menschen ist ein Axiom, das ernste Folgen hat, wenn man an Gott glaubt: „Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, habt ihr mir getan!“
    Ja, ich weiß, viele leben so nicht und ich leide an meiner Kirche, nicht nur an deren hauptamtlichen Personal, sondern noch vielmehr an deren faden Basis, die so viel mehr tun könnte.

    Über alle die Aspekte könnte man viel schreiben. Ich versuche das, was gut ist zu verstärken und das bekannt zu machen, was eigentlich die Leute zu mehr Aktivität anregen müsste. Oder dürfte ein Christ, der den ersten Link oben liest, noch CDU wählen und sich so an deren Umweltverbrechen beteiligen?

    Trotz allem, bis Christi Himmelfahrt wünsche ich allen eine gesegnete Osterzeit!
    http://www.youtube.com/results?search_query=christus+resurexit&aq=f

  8. Bei aller Kritik am Christentum und allen versagen bleibt auch die Frage, was alles nicht passiert wäre, wenn es das Christentum nicht gäbe.

    Das ist tatsächlich eine gute Frage. Die Kirche versteht es bis heute sehr gut so zu tun, als wären vor ihr alle Menschen wie die Wilden aufeinander los gegangen, und erst sie hätten die ersten Versuche gesellschaftlicher Ordnung in die Welt gebracht und wären die Schöpfer aller heute anerkannten gesellschaftlichen Ordnungen. Dass das Gegenteil der Fall ist, weiß ja nun jeder nur am Rande interessierte Historiker. Und das die Bibel durchaus in der Lage ist etwas ganz anderes zu lehren, auch. Allerdings ist das doch wieder so ein Egon Krenz Argument, der Mauertote, Bespitzelung, Beugehaft und Folter damit relativiert, dass die DDR auch viel Gutes hatte. Oder mein Opa, der unhinterfragt Hitler toll fand weil alle Arbeit hatten. Da steige ich dann aus und bin ich wenig zur Diskussion bereit.

    Und dass der Atheismus immer harmlos ist, stimmt auch nicht.

    Das habe ich auch nie behauptet. Es gibt aber keine stringente Argumentation zu sagen, ich schlage Dir den Schädel ein weil ich Atheist bin. Es gibt aber Unmengen an stringenten Argumentation jemandem den Schädel einzuschlagen, wenn man religiös ist. Es relativiert die Verbrechen der Religion bis in die Gegenwart aber keineswegs wenn man sagt, dass anderes auch verbrecherisch ist. Ich klaue auch nicht, nur weil andere es auch machen. Was ist das für eine Argumentation?

    Und was die Auferstehung angeht, ist die besser belegt, als viele andere Dinge unserer Geschichte. Fast alle Apostel wurden Blutzeugen für ihren Glauben. wird man das für eine Lüge oder einen Scheintoten?

    Blutzeugen, das ist ja nett. Ich kenne auch Blutzeugen die mit vollgetankten Flugzeugen in Hochhäuser rasen. Ob das Mohammed oder den Glauben an sich irgendwie glaubwürdiger macht scheint mir arg zweifelhaft. Wenn Du wissenschaftliche Terminologie verwendest, dann belege deine These doch bitte auch wissenschaftlich, und nicht justiziar. Hast Du wissenschaftliche Argumente für die Auferstehung bin ich der erste, der Dir sehr genau zuhört! Irgendwelche mit Augenzeugen belegte Mythen haben wir schon in Roswell genug. 500.000 Ufo Gläubige jedes Jahr pilgern dahin, trotz Roswell Report und geöffneter Archive die erdrückend belegen, dass die NASA dort getestet hat. Das juckt einen echten Gäubigen nicht, weil er die Story besser findet als die nüchternen Fakten. Egal was Galileo nachweisen konnte, die Meinung der Kirche stand fest, nicht wahr? Geozentrismus, selbst diese falsche Vorstellung der Antike musste die Kirche mit dem Schwert in der Hand vertreten, hat Gott über seinen Propheten ja in die Bibel texten lassen, wie all den anderen überholten Kram der Antike. :p

    Und da setze ich lieber auf die Hoffnung, statt auf die letztlich doch traurige sinnlose Existenz der Atheisten.

    Woher hast Du die Kenntnis, das Atheisten eine traurige und sinnlose Existenz fristen? Was machst Du denn mit Deiner Ewigkeit? Wie stellst Du Dir das vor?

    Was hat deren Leben für einen Sinn, wenn mit dem Tod alles aus ist und in Milliarden Jahren eine kolabiernde Sonne die Erde verschlucken wird.

    Ich möchte es Dir gerne erklären. Der Sinn des Lebens liegt im Leben mit seinen Sinnen im Hier und Jetzt, ohne allzu hedonistisch werden zu wollen. Ich kann den Sinn meines Lebens vollständig aus meinen Sinnen ziehen. Jeden Tag aufs Neue. Es vermag eine ungeheure Kraft entwickeln zu wissen, dass meine Zeit begrenzt ist, und es lässt einen den Moment, jeden Moment viel bewusster genießen, und es kann einem zu einem viel besseren „Schöpfungsbewahrer“ machen, weil man überzeugt ist, dass was was gerade ist, dass ist, was ich haben kann, und ich Verantwortung habe für das, was ich mache. Ich benötige nicht die christliche Ewigkeit, im Gegenteil macht mir so ein Gedankenspiel sogar Angst. Ich benötige auch nicht die Schöpfung weil ich täglich sehe, dass die Welt ohne diese theologische Krücke funktioniert, und sie die Erklärung der Welt sogar unnötig verkompliziert.(1)

    Atheistische Menschenrechte sind nichts weiter als positive Willkür

    Ach Du scheiße. Atheistische Menschenrechte, was immer das auch im Detail sein soll (ich mutmaße mal du meinst humanistische), sind das Ergebnis eines gesellschaftlichen Konsens‘. Sie sind die Richtlinien durch das Leben miteinander, und eben nicht durch das Leben für Gott. Das ist ein qualitativer Unterschied, wo auch Moral und Ethik ihre Differenz zeigt. Wer sich mir gegenüber korrekt verhält weil er es für sich heraus als richtig empfunden hat ist mir jedenfalls deutlich angenehmer als jemand, der es tut weil es ihm ein Gott geflüstert hat, der im Nebensatz Strafen für Ungläubige schmiedet.

    (1)Man kann sagen, ich habe meine christliche Erziehung und Bildung aus meinem Weltbild, obwohl ich mich intensiv damit beschäftige, weitgehend wegrationalisiert, weil sie mir ein Wurmfortsatz ist. Ich habe allerdings durchaus Verständnis dafür, dass man aus der Historie heraus schon meint es würde einem etwas fehlen müssen, hat man die Religion nicht. Das ist, ohne despektierlich werden zu wollen (aber wohl zu müssen) vergleichbar mit einem Drogenkranken, der mit der Droge einen Pegel Lebensqualität erst wieder erreicht, den er ohne die Droge ohnehin minimal hätte.

    Im übrigen bin ich sehr offen auch für bissige Argumente gegen mein Weltbild. Tatsächlich habe ich aber noch nicht allzu viele gehört. Ich befürchte auch, mir selbst mein größter Kritiker zu sein. Der Unterschied zwischen meinem und Deinem Weltbild ist wohl, dass ich weiß, dass meins unvollständig und inkorrekt ist. Das macht mich zweifelnd und demütig. Die Religion versucht mir Gewissheit zu verkaufen, mit der ich dann zur Not auch selbstsicher Millionen Menschen töten könnte, die nicht meiner Meinung sind, weil meine ist ja richtig. Ich bin Gott gefällig, ich bin den Ungläubigen erhaben. Mehr Arroganz geht nicht, auch wenn man das selbst gerne als demütig verkauft. Demütig von seinem in den Himmel projizierten Ichs vielleicht.

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