Jaja, die Vorlage war einfach zu groß, als dass ich sie auslassen könnte. Wie ein Freibier an einem warmen Sommertag winkte die Kirche heute mit einer lupenreinen Story. Endlich mal gute Presse nach all den pädophilen Störfeuern. Vielleicht erinnert ihr Euch an die Szene aus Life of Brian, als ein Bettler Jesus mit den Worten „Verdammter Wohltäter“ beschimpfte, weil er ihn ungefragt von Lepra heilte, was sich negativ auf die Umsätze seiner Bettelei auswirkte, weil fortan der Mitleidsfaktor fehlte.
„Geheilte“ Parkinson-Patienten, bei denen die Diagnose eines idiopathischen Parkinson-Syndroms gesichert erschien, sind in der Literatur nicht bekannt. Daher ist äusserste Vorsicht geboten, wenn durch irgendein Therapieverfahren Heilung versprochen wird.
Max-Planck-Institut für Psychiatrie
Man muss schon genau hinhören. Wojtylas heutige Seligsprechung ist nicht unmaßgeblich dem Wunder geschuldet, dass Wojtyla die Hände im Spiel hatte, weil er es trotz oder gerade aufgrund seines bemerkenswerten Handicaps tot zu sein schaffte, eine französische Nonne von der unheilbaren Nervenkrankheit zu befreien. Eine super Story, die noch eine besondere Note dadurch erhält, dass Wojtyla selbst an Parkinson litt. Schon unglaublich? Wenn man glaubt es geht nicht besser, setzt man noch einen drauf. Die Wunderheilung der armen Nonne fand unmittelbar nach Wojtylas Tod statt, die sich ihm natürlich sehr verbunden fühlte. Und selbstverständlich besteht auch kein Zweifel daran, dass die Nonne es als unverdient ansieht und nie eine solche Aufmerksamkeit haben wollte. Verdammter Wohltäter eben. Ungefragt ins Leben pfuschen.
Liebe Katholiken: Grüßt mir den Herrn Wojtyla wenn ihr mal anruft (jetzt dürft ihr ja) und fragt doch mal, wie viel Zeit so eine Wunderheilung von Parkinson beansprucht, und, ob der Gute nicht die einen oder anderen noch heilen kann – wenn es der Zeitplan zulässt natürlich. Vielleicht kann er sein Repertoire auch noch ein wenig erweitern. Ich mache da auf Wunsch gerne eine Liste.
Und ich dachte bisher die Kirche bemüht sich um die Aufrechterhaltung alter Mythen die man irgendwie historisch verkleistert noch als gegeben hinnimmt. Jetzt bin ich live dabei, wie eine weitere Legende gespinnt und die Kirchengeschichte um eine weitere interessante Facette bereichert wird. Blut, das stellt man jetzt auch zur Schau. Wir zeigen unseren Kindern in den Schulen ja auch Hinrichtungen über der Tafel. Das ist unsere Kultur! Und von selig zu heilig ist es nur ein kleiner Schritt im CVJM. Gut, dass ich kein Katholik bin. Nach Kirchenrecht darf ich mich ja als Katholik gar nicht dazu auslassen, wenn Benedikt sich was überlegt hat.
Da ich ja eingangs von Pädophilen sprach und es um Wojtyla geht: War der jetzt Selige es nicht, der in Motu Proprio Datae quibus Normae De Gravioribus Delictis die Schweigepflicht bei Missbrauchsfällen innerhalb der Katholischen Kirche forderte? War er es nicht, der Missbrauchsfälle lieber intern in der Glaubenskongragation behandelt wissen wollte, statt in der Rechtsbarkeit des jeweiligen Landes? Kein Wort davon, schon gar nicht jetzt.
Wojtyla war zweifelsohne ein bedingungsloser Diener seiner Kirche. Aber ob er damit tatsächlich dem Willen Gottes folgte und anbetbares Vorbild ist? Erschreckenderweise für sehr viele. Ein treffender, kurzer Kommentar dazu, den ich irgendwo zu dem Thema im Internet fand, und der hängen geblieben ist:
Wer seine Psychosen religiös ummantelt erspart sich die Klapse.
Ich schaue mir jetzt noch mal Life of Brian an! Nach Zeigler. Und ich schließe mit einem Zitat Brains, welches er an seine Herde richtete:
Ihr seid alles Individuen. Und jetzt: Verpisst Euch!