Wie es sich gehört: Protzend alles zum Quadrat überragen müssen; des Glaubens wegen immer höhere Goldene Türme. Architektonisch wirkt es wertvoll. So wertvoll, dass es Budapest mit der schnuckeligen St. Stephans Basilika, einen Steinwurf von der Donau entfernt, zu einem weiteren UNESCO Weltkulturerbe schafft.
Auf der Suche nach dem Fahrstuhl haben wir uns dann im Kreis doch per Pedes nach oben geschraubt und alle 297 Stufen zählen dürfen. Man hätte ja durchaus mal sagen können, dass der Fahrstuhl nicht hinter dem Verkaufsschalter ist, sondern sich am anderen Ende der Basilika befindet. Naja, immerhin hält es jung hochzugehen statt zu schweben.
In den letzten Jahren sind mit dem Gotteswahn und dem Jesuswahn zwei Bücher veröffentlicht worden, die den Wahn zumindest vom Titel in Beziehung zum Glauben setzen. Eine wirklich gelungene Versinnbildlichung, dass es durchaus konkrete Züge von Wahnvorstellungen hat, findet sich in der Kuppel der St. Stephans-Basilika. Dort sind eine ganze Reihe Bilder ausgestellt, die keinen anderen Vergleich zulassen (Gott in weißem Kittel reitet mit Heiligenschein und Stethoskop um den Hals auf Dinosauriern durch die Tundra, verfolgt von einer wütenden Horde von Gaffern usw.). Aus Gründen des Urheberrechts veröffentliche ich Fotografien davon hier jetzt nicht, aber es ist alle mal lohnenswert zu sehen, wie sich die Künstler ihr Christentum so zurechtmalen, in diesem Fall im wahrsten Wortsinn.
Von der oberen Terasse hat man einen Blick auf die Stadt. Dieser ist ganz nett, aber nichts, was man unbedingt gesehen haben muss. Man blickt auf die typischen Hausdächer einer Großstadt, mal mehr, aber eher weniger gepflegt. Von der Donau hat man einen weit besseren Blick auf verschiedene touristische Anziehungspunkte, und vom Gellért Berg verschwimmt der Häuserverfall breiig in urbanem Großstadtdschungel.
Da es insgesamt sehr diesig war, und überdies auch noch ein Unwetter aufzog, gibt es auch hier nicht allzu viele Bilder vom Dach der architektonischen Neorenaissance. Deshalb begeben wir uns auch direkt wieder nach unten.
In der Basilika selbst, die immerhin Platz für 8.500 Personen bietet, bin ich nicht gewesen. Zwar war der Eintritt frei, doch stand am Eingang bekuttetes Personal, welches in bester Wegelagerei mit grimmigen Blick auf den Spendentopf aufmerksam machte. So viel Kultur benötige ich dann doch nicht, zumal im inneren munter der Leichenflädderei gefröhnt wird. So finden sich einbalsamierte Körperteile von Personen dort zur Schau gestellt, von denen man der Meinung war, sie wären es wert sie vom übrigen Körper abzuhaken. So blieb ich draußen. Deshalb muss jetzt hier mal Nadine aushelfen, sie ließ es sich nicht nehmen und hat ein paar Schüsse gemacht.
Wie zu erwarten wurde auch hier mit Protz nicht gegeizt.
Ich hatte währenddessen noch die eine und andere Außenansicht angefertigt.
Müsste ich ein Fazit ziehen, würde ich sagen: Ganz nett. Aber Nachts vom Gellért Berg mit entsprechender Brennweite doch am schönsten, zumindest am imposantesten. Wie für mich üblich finde ich die Außenansicht besser, als den Blick hinter den Vorhang.