Grüßen Sie mir den Herrn Luther recht schön!Ach der Waterboelles. Immer wieder lasse ich mich hinreißen den einen oder anderen Kommentar zu schreiben. Vieles was insbesondere unter den Mitdiskutanten dort geschrieben wird ist wirklich schwer erträglich, geschwängert von einer kleingeistigen Gefühlsduselei bis hin zur ausgeprägten Realitätsleugnung. Dass es nichts hilft dagegen zu schreiben ist mir eigentlich klar, und doch keimt manchmal die Hoffnung den einen oder anderen zumindest zum nachdenken anzuregen. Wohl möglich höre ich sogar das schlagende Argument um mein eigenes Profil zu schärfen. Zu schön…
Was war passiert: Dass man in der Hinsicht zensiert wird, dass im Waterboelles Kommentare derart grammatikalisch umgestellt werden, dass sich mitunter der Sinn diametral ändert, damit habe ich mich längst abgefunden, und wenn man sich umhört wird allgemein abgewunken. Das hält aber immerhin die Spannung aufrecht. Und vor wenigen Wochen bekam ich einen Hinweis, ich möge vor der Freischaltung eines Kommentars doch bitte einen Satz abändern, da der gepflegten Leserschaft nicht zugemutet wurde ihn so zu verstehen wie ich ihn schrieb. Mit aller bisheriger Erfahrung sah ich dies auch ein und änderte ihn ab, nicht dass ich irgendeinen Kopf überfordern möge. Es besteht also ein gewisses Kommunikationsverhältnis bei fragwürdigen Kommentaren. Aber bitte nicht ketzen, da hört der Spaß auf in Gott ihm sein Fanclub.
Denn im Zuge eines Artikels über die Umbenennung einer Straße aufgrund der fragwürdigen Lebensleistung seines Namensträgers kam der berechtigte Einwand, dass man dann auch die Martin Luther Straße umbenennen müsste, was wiederum jemanden von der Lütterkuser Heimatfront fraktion auf den Plan rief, der sich verwundert die Augen rieb, was denn nun an Martin Luther auszusetzen sei? Ich konnte nicht widerstehen, der Mensch ist schließlich ein Sünder und schwach, und habe angemerkt, dass es vielleicht daran liegen könnte, dass Luther erklärter Antisemit war? Letztendlich haben sich ja dann auch schicksalhaft einige „Größen“ der NS-Zeit auf ihn berufen. Und liest man Luthers „Von den Jüden und jren Lügen“ weiß man manchmal ja gar nicht, ob man nicht gerade eine geschichtliche Abhandlung Zentraleuropas in der Mitte des 20. Jahrhunderts liest. „Dies muss man so aber nicht lesen“ wenn er für Synagogen das Feuer empfiehlt, sagen die Verteidiger. „Dass muss man so aber nicht schreiben“ sagt aber irgendwie die Vernunft. Dass Luther zudem die Hexenverfolgung voran trieb und weitere Millionen zumindest „sinnstiftend“ in den Tod trieb habe ich nicht mal erwähnt.
Das ist jedenfalls zuviel für die geneigte Leserschaft, findet wohl der Zensor, und so habe ich nach einigen Jahren Abstand mal wieder ein Kommentar, der in Gänze nicht der Leserschaft des Waterboelles zuzumuten ist. Kommentarlos. Juhu! Doch ändert auch die Ignoranz nichts an den Tatsachen:
1.) Luther war Antisemit.
2.) Luther empfahl Behinderte Menschen zu ertränken.
3.) Luther trieb die Hexenverfolgung voran.
Dass es da überhaupt einen Zweifel gibt oder das unaussprechlich oder nicht Gegenstand der Diskussion sein darf wenn man von Luther spricht, angesichts der Tatsache dass er uns seine Gedanken in Schriftform hinterlassen hat (da war doch auch was mit Buchdruck oder so?!), zeugt von einer ziemlichen Realitätsleugung. Luther war eben doch nicht mehr als ein Kind seiner Zeit und die stattfindende Idealisierung schadet letztendlich nur. Nun ja, wir haben nun mal unzählige Denkmäler für Luther in diesem Land der Denker stehen, und kein einziges dass an die Toten der Hexenverfolgung erinnert. Und weil so schön genau diese Fakten ignoriert, ausgeblendet und gelöscht werden, wie beispielhaft in der „Redaktion“ des Waterboelles, wird sich daran auch nichts ändern. Denn die Rundfunkräte, gespickt mit EKD Funktionären, machen nichts anderes. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Hinterher muss man noch nachdenken. Geschichte wird halt von Siegern geschrieben, und was, wenn nicht das grandiose Christentum mit dem einzig wahren Gott auf ihrer Seite, wäre besser geeignet Sieger zu sein? Und möge ich im Unrecht sein, so genehmige man mir bitte Narrenfreiheit! Ich schließe mit Goethe:
Wer Wissenschaft und Kunst besitzt, hat auch Religion;
Wer jene beiden nicht besitzt, der habe Religion
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Davon ab halte ich den Waterboelles durchaus für ein gutes und wichtiges Medium. Diskurse in Gang bringen und so. Aber es kann so ernüchternd sein im Diktat zu stehen was in Gang zu bringen geeignet sei. Da habe ich ja glücklicherweise meine eigene kleine Spielwiese. Sicher nicht mit der Reichweite wie der Waterboelles, aber wenn einfache Schachtelsätze der Leserschaft nicht zuzumuten sind, ist das vielleicht auch ganz gut so!
Ach ja, der Waterbölles…. Erlaubt sich, Texte zu kürzen und Fehler in Grammatik und Zeichensetzung („Wer hat das letzte Komma gesehen?“) zu korrigieren.
Das Luther-Thema wurde übrigens mitnichten ausgespart. Jürgen Müller schrieb u.a. „Sehen Sie sich mal seine (Luthers) Äusserungen zu Türken, Juden und den Bauernaufständen an.“
Zwei wortgleiche Kommentare zum gleichen Thema sind allerdings, zugegeben, nicht erschienen. Dass Sie von Ihnen waren, Herr Gerhardts, konnte ich nicht ahnen. Denn sie hatten keinen Absender. Das Namensfeld war leer. Und in solchen Fällen gilt seit sieben Jahren: Anonyme Zuschriften werden nicht veröffentlicht.
Ach ja, der Waterbölles…
Wenn ihre Kommaspürnase und der Sinn nach Kürzung stets den Sinn der Aussage beibehielte wäre auch alles in Butter. Ich erinnere mich da z.B. an eine Diskussion über das DOC mit einem anderen Leser, welche später lieber per Mail weitergeführt wurde. Dass sie kürzen rechne ich einfach ihrer journalistischen Herkunft zu Gute.
Und in Technik steckt man halt sowieso nicht drin. Dass ausgerechnet ein Pflichtfeld leer bleiben kann, und dann auch noch von meinem PC aus gesendet der die Daten ohnehin automatisch abgespeichert hat… Sei es drum.
Mir ging es in erster Linie auch viel mehr darum die Sache mit Luther zu veröffentlichen, denn wie sich doch leider immer wieder zeigt scheint hier eine große Unkenntnis zu herrschen. Da es unabhängig von Ihrer Plattform immer wieder passiert dass kritische Wortbeiträge zu theologischen Themen ignoriert werden, reagiere ich manchmal etwas angefasst. Ich bitte um Nachsicht.