Heute ist Tag der Urteilsverkündung in der „Sache“ Freundeskreis Radevormwald gewesen, und es ist an der Zeit sich die Schultern zu klopfen. Zwar wurde das Problem auch von Seiten der Politik jahrelang klein geredet obwohl jeder Laternenpfahl beschmiert war und es brauchte erst einen Übergriff auf Polizisten bis man die Lage wirklich ernst nahm – letztendlich hat man dann aber doch nach außen gekehrt wie bunt man doch ist, was als finalen Schritt in einem Jugendmusikfestival mündete. Gut, dass man dieses Festival mit Plakaten in den Farben schwarz-weiß-rot bewarb und mit dripouts auf den Plakaten nicht gespart wurde, was empfindlich der Ikonografie derer entspricht gegen die man auf die Bühne ging – geschenkt! Vielleicht ist heute der richtige Tag einmal zurück auf Dahlerau zu schauen, in eine Zeit als der Prozess gegen den Freundeskreis Rade längst lief.Wie bunt und tolerant man ist hätte man dort zeigen können, an einem konkreten Fall. Im Sommer 2013 ist eine rumänische Großfamilie aus Ialomița über Spanien in das beschaulich tolerante Dorf gezogen, in einen wie kolportiert wurde „ruhigen Stadtteil“. Also wo noch Ordnung herrscht, wo man Grüß Gott auf der Straße sagt und demütig den Hut hebt wenn ein Polizist den Weg kreuzt. Das scheint nicht das richtige Pflaster für Fremde zu sein. Die Familie, schlimm genug dass das Erwähnung und Berichterstattung finden muss, konnte die Kosten aus eigenen Mitteln finanzieren, und nicht aus Sozialleistungen.
Was offenkundig auch in Radevormwald noch nicht angekommen ist, ist, dass wir Freizügigkeit in Europa haben. Deshalb ist diese Familie einfach nach Radevormwald gezogen, und nicht, wie es auch von politischer Seite geprägt wurde, nach Radevormwald eingewandert. Eigentlich sollte doch niemand auf die Idee kommen wenn man in einer Union von Staaten von x nach y zieht, dass man einwandert. Man zieht um. Aber es geht ja schon einen Raunen durch das Standesamt wenn bei der Vorlesung der Trauzeugen „heraus kommt“, dass einer nicht aus Radevormwald, sondern aus Remscheid kommt.
Anyway, die Rumänen waren da. Und es ging ein Ruck durch Radevormwald. Besorgte Bürger taten ihren Job und sorgten sich. Sie hatten Angst vor Kriminalität. Schnell waren am Stammtisch die Familie aus Spanien die Zigeuner. Sie leben und feiern gar VOR DER TÜR auch außerhalb Karnevals und gehen zum Lachen NICHT IN DEN KELLER. Da ist es natürlich nur allzu offensichtlich, dass die erste Kindesentführung nicht weit ist. So waren auch die ersten Anrufe der Polizei schnell geschehen. Kann nicht mal einer an die Kinder denken? Außerdem konnten sie, obwohl sie schon mindestens eine Woche in Deutschland wohnten, noch kein deutsch, sondern sprachen spanisch oder rumänisch. Bilingualität ist zwar schon mehr als der Durchschnittsrader auf die Kette bekommt (lässt man die rudimentären British-English Kenntnisse aus ferner Schulzeit mal außen vor), aber was hilft das wenn die Anwohner nicht verstehen können welche gemeinen Pläne die Zigeuner gerade gegen sie aushecken? Die Politik musste also handeln!
Wie sah die Handlung aus? Pro NRW berief eine Stadtratssitzung ein. Unterricht müssen sie bekommen. Hier wird deutsch gesprochen. Ach was? Hier wurde ein Stigma des Nicht-Integrationswilligen Ausländers bemüht um weiter Angst zu schüren. Vor was? Vor allem müsse man einer „Ghettoisierung“ entgegen wirken. Ahso! Es kann ja nicht sein das eine ganze Familie in Radevormwald zusammen wohnt. Außerdem könne sich die Familie viel besser integrieren wenn man sie räumlich trennt. Nukla! Leider fand sich bergauf-bergab kein Vermierter der die Roma haben wollte. Das ist die bunte Hand Radevormwalds, auch wenn sich Bürgermeister Korsten nach Kräften um die Unbescholtenheit der Familie mühte, er kennt ja die Außenwirkung seines Städtchens, und z.B. anmerkte dass der Familie wichtig sei dass die Kinder in die Schule gingen (auch dass dieser Hinweis überhaupt nötig ist, ist beschämend) und dies auch taten.
Es ist eine traurige Ironie der Geschichte dass eine Familie, die in Rumänien als Zigeuner abgestempelt wird und mit offenem Fremdenhass zu kämpfen hat, welcher sich unter anderem darin äußert dass man z.B. keinen Wohnraum bekommt, in der weiten EU ausgerechnet Radevormwald als Ziel ausgesucht hat. Das Ergebnis der Freizügigkeit ist, dass der Vermieter in Radevormwald allzu schnell die Verträge kündigte und die Familie sich erneut eine neue Bleibe suchen musste. Besser nicht in Radevormwald. Da herrscht Ordnung! So zogen sie weiter nach Hannover. Und mich beschleicht ein weiteres mal das Gefühl dass der Freundeskreis Radevormwald recht hat wenn er wie in einigen Veröffentlichungen anmerkte für die schweigende Mehrheit zu handeln. Oder es ist einfach eine lautstarke Minderheit. Doch wo sind die Radevormwalder, die für tatsächliche Toleranz auf die Straße gehen wenn es nötig wird, und nicht nur wenn es verknüpft ist mit einer Bratwurst und einem kleinen Plausch unter Freunden am Marktplatz? Es ist nötig. Schämt euch!