Das ist schon eine Nummer mit diesem Remscheid tolerant. Als Krieger zwischen den Welten lässt sich unweigerlich die Parallele zu Radevormwald ist bunt ziehen. Jenes aktionistische Aktionsbündis oberbergischer Toleranz, welches sich auch vehement in Intoleranz gegen die Intoleranz übte und damit Wasser auf die Mühlen derer ist, gegen die man vorgehen möchte. Man versucht Fische im Wasser zu ertränken.
Was war das Ergebnis? Der Freundeskreis Rade begann erst so richtig zu florieren und sich zu militarisieren, weil es eine gewisse Gruppe einfach anzieht outlaw zu sein; oder im Besitz der reinen Wahrheit. Und Pro NRW zog in den Stadtrat ein. Man hat es nicht verhindern können. Wie auch? Zeichnet sich die Wählerschicht jener Partei doch gerade dadurch aus, den „etablierten Medien“ und der „Systempresse“ zu entsagen, nicht zu glauben, und jede Aussage ins Gegenteil zu verkehren. Die Nachricht erreicht ihren Empfänger nicht. Und wenn doch, fühlt er sich noch bestätigt.
Und so wird Remscheid tolerant genauso zum Bumerang wie es auch Radevormwald ist bunt war. Man ist in Remscheid genauso durch den Reifen gesprungen den Pro NRW so liebevoll hingehalten hat, wie man es in Radevormwald auch voller Elan getan hat. Am Ende klopft man sich auf die Schulter dafür und aus Ehrenfeld hört man es bis hier hin kichern.
Wo ist das Problem?
Pro NRW bekommt die Vorlage geliefert ihre sorgsam erarbeiteten, wirren Verschwörungen als bewiesen zu vermarkten. Wer ein wenig die Publikationen und öffentliche Darstellung von Pro NRW verfolgt dem wird schnell klar, dass man sich hier in die Opferrolle begibt und als scheinbarer David gegen Goliath aufzubegehren versucht. Nun zelebriert man im Schulterschluss Selbstverständlichkeiten als moralisch erhabene Notwendigkeit. Der nächste mimimimi Flyer im Tenor „Wir lassen uns nicht kleinkriegen“ und „es den etablierten zeigen“ sowie „Ihr Widerstand bestätigt ihre Angst vor Machtverlust blablabla“ wird kommen. Und er wird einfache Geister noch besser erreichen.
Um es einfach zu machen:
- Pro NRW sagt dass ihre „Wahrheiten“ unbequem sind und sie deshalb bekämpft werden und Unterstützung brauchen
- Aktionsbündnisse machen mobil warnen vor Pro NRW
- Pro NRW bekommt ihre Aussage bestätigt und schlachtet dies aus
- Die „Wahrheit“ rückt in den Hintergrund. Das Spiel ist aufgegangen und man kann sich bequem zurücklegen und als Opfer stilisieren.
So sind diese Aktionsbündnisse regelmäßig Bärendienste. Dass sich eine Initiative für die Intoleranz „Remscheid tolerant“ nennt, ist die sinngebende Ironie des Ganzen. Im Kampf gegen das Problem macht man es noch größer.
Die Politik des Versagens hat versagt. Wir müssen dafür sorgen dass sie wieder funktioniert.
Natürlich ist Pro NRW keine gute Idee – für gar nichts. Das steht auch für mich außer Frage. Aber es führt zu nichts gutem den moralischen Zeigefinger zu heben. Dass sich hier die Kirche mit einreiht ist dabei nur eine ebenso traurige wie stringente Randnotiz sich zu gönnen kein Deut reflektierter zu argumentieren als Pro NRW selbst.
Wie wäre es mit Aufklärung über Pro NRW, über die Personen, über die Hintergründe, über die irrsinnigen Forderungen? Weitgehend Fehlanzeige. Denn genau hier möchte die Presse nicht, was diese Aktionsbündnisse tun: Pro NRW Aufmerksamkeit geben. Was Remscheid tolerant betrifft, so hat es sich eh zerlegt mit ihrer 1. Mai Ausschreibung mit Mindestlohn-Forderung, Tarifautonomie, Beendigung von Rentenkürzungen und weiteren hochbrisanten interkulturellen Problemen.
—
Am Ende bleibt es bei den 15% latent rechtsgerichteten Wählern im Land, die man einfach ertragen muss. Zerlegen wird sich Pro NRW schon von selbst – das haben sie bisher immer geschafft.
Ich denke nicht, dass man einfach abwarten sollte 1933 hat sich ja auch nichts von sleber aufgelöst da hätte man gegensteuern müssen und das ist auch heute unsere Aufgabe!
Kein Vergeben kein Vergessen.