So ein Ärger. Naja, er war eh überfällig. Aber das ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, wo selbsternannte Journalisten zum Sturm auf mein Blog aufrufen und ganz nebenbei die Kommunalwahl läuft, mein Rechner ausfällt – das ist schon ärgerlich!
Und in 640×480 Pixel macht es nicht wirklich Spaß, denn schon die Kommunalwahldiagramme sprengen die bescheidenen Ansichtsmöglichkeiten. Dabei war sie so spannend, die Kommunalwahl 2009. Denn entgegen Hückeswagen, wo nur ein Anwärter antrat und wenig überraschend gewann, hatten wir ja gleich vier Bürgermeisterkandidaten. Und, wie vor einiger Zeit hier von mir vermutet, hat Korsten es dann tatsächlich mal wieder gemacht. Zwar hat er die Hälfte seiner Wähler verloren, aber da sich die übrigen Stimmen auf drei Kandidaten aufteilten, reichte es eben trotzdem. Ich kann nur hoffen, dass die heimische SPD und der parteiangehörige überparteiliche alte und neuer Bürgermeister nicht auch von einem Sieg spricht, wie es peinlicherweise Steinmeier und Müntefering vorgemacht haben. Denn das Ergebnis zeigt eines doch ganz klar: Es war eine Abwahl der SPD und Korsten. Eine Volkspartei, die nichtmal mehr ein Viertel Wähler hinter sich bringen kann, muss wohl etwas entscheidendes falsch gemacht haben. Die allerorten aus dem Rader Volk für die Miesere verantwortlichen Personen innerhalb der SPD sehen sich allerdings nicht in der Pflicht persönliche Konsequenzen, die so dringend nötig scheinen, zu ziehen. Es bleibt dabei, solange Müntefering spricht, sackt die SPD in den Keller. Und solange Stark spricht, steht die Hausfrauenpartei auch in Radevormwald vor argen Problemen. Manchmal reicht auch ein Koch, um den Brei zu verderben. Vielleicht haben wir bezogen auf die SPD dann in fünf Jahren Ergebnisse wie ich Sachsen. Für eine NRW Kommune schon eine starke Leistung! Die CDU hat es da auch kaum besser getroffen. Als kleinerer Verlierer der großen Parteien sind sie jedoch noch mit einem blauen Auge davon gekommen und bleiben mit Abstand größte Kraft im Rat. Und die FDP sagt „Danke“, da sie sich als bürgerliche Alternative dem länderweiten Trend folgend, über deutliche Zugewinne freuen darf. Verdient hat sie es in meinen Augen in Radevormwald eher nicht.
Größter Gewinner der Wahl mit einem Zugewinn von 5,1% ist jedoch pro NRW. Auch bei der Bürgermeisterwahl konnte Wiener, der zur Kandidatenvorstellung nichtmal fähig war, der Presse ein Foto auszuhändigen, 4,1% der Stimmen erlangen. Das ist schon erstaunlich, sind dieser „Bürgerbewegung“ doch zahlreich die Kandidaten weggelaufen. Es ist erschreckend, wenn mit über 5% eine „Bürgerbewegung“ in den Rat gewählt wird, die dieses Ergebnis überhaupt nur deshalb erringen konnte, weil sie sich den einen oder anderen Kanditaten erschlichen haben; eine reale Bürgerbewegung Radevormwalds hatte sie zu ihrer „Kundgebung“ einer Woche vor der Wahl noch mit deutlicher Antipathie empfangen, und ein kleiner Teil linksgerichteter Jugendlicher, gepaart mit Ansässigen Eventkids, aus der Stadt gejagt. Pro NRW verkaufte das ja in einem Flyer hinreichend als „Linksextreme terrorisieren Radevormwald“. Meine mehrfach getroffenen Aussagen, dass hier durch Bergerhof Nazis laufen und „Ausländer raus“ schreien, dass es hier eine latente Akzeptanz für rechtes Gedankengut gibt, wurde in den letzten Jahren schlicht abgetan. Radevormwald hat gezeigt, dass man sehr gut weghören und sehen kann. Aus diesem Grund sehe ich das derzeitige Wahlergebnis für pro NRW auch nicht als Ausrutscher oder Protest, sondern durch pro NRW in einer konsequenten Bedienungung eindeutigen Klientels. Sie mussten sich ihre Stimmen nur abholen, die hier seit Jahren gähren.
Persönlich gefreut hat mich das Abschneiden der Alternativen Liste Radevormwalds, auch wenn dieses noch deutlicher hätte ausfallen dürfen. Die AL hat in der Vergangenheit gezeigt, dass sie es sind, die Fehlentwicklungen erkennen und benennen. Grandiose Fehlentscheidungen in Radevormwald wurden häufig nahezu einstimmig im Rat beschlossen. Hier war es nur die AL, die mit dem gesunden Menschenverstand konterte, die nicht irgendwelche Gutachten einer ortsfremden Organisation hat erstellen lassen müssen, um für das Wohl der Stadt zu entscheiden. Sie hörte den Menschen zu, die hier leben. Von all der Wahlwerbung die mein Briefkasten erreicht hat, war es auch die AL als einzige Kraft, die konkret wurde! CDU + SPD waren, wenn überhaupt, mit sich selbst beschäftigt oder suchten den Wahlkampf darin, sich möglichst reichhaltig mit Dreck zu beschmeißen. Das hat der Wähler durchaus gemerkt und entsprechend quittiert.
Die UWG mutierte nach meiner Auffassung mehr und mehr zum kleinen Arm der großen Parteien. Das Argument des nicht vorhandenen Fraktionszwang und der segensreichen Unabhängigkeit glaubt sowieso kein Bürger mehr, da die UWG gezeigt hat, wohin sie ihr Fähnchen hängt. Dazu kommen noch Vorstöße einzelner Personen innerhalb der UWG, die außer ihnen selbst, niemand so richtig verstand, und die man höchstens noch belustigend fand. Dies ist auch das Problem der großen Parteien in Radevormwald. Deren Konzepte und Lösungen werden von niemandem mehr verstanden, und sie werden nicht oder nicht ausreichend dargelegt, sie gehen am Problem und am Bürger vorbei. Diese Methode hielt in der SPD mit der Kanzlerschaft von Schröder Einzug, in der Politik am Wähler und den eigenen Reihen vorbei direkt im Kanzleramt gemacht wurde. Der Schritt ist, wenn notwendig, mutig, aber das Ergebnis kennen wir alle und heißt „Die Linke“, die, noch immer durchsetzt von Kommunisten auch in Westdeutschland und Radevormwald, einen gehörigen Aufwind verspührt, und hier auf immerhin 3% kommt.
Wenn sich ein Stadtrat wieder und wieder am Bürger vorbei bis zur Bedeutungslosikgeit entblößt, muss man sich auch nichtmehr über die mangelnde Wahlbeteiligung wundern. Politikverdrossenheit ist immer die Antwort auf die vorherrschende Politik selbst, und man hatte in Radevormwald zur diesjährigen Wahl nichtmal das Gefühl, jemanden abwählen zu können, da der Gesamtverbund einstimmig scheint. Den konsequentesten Schluß hat der Bürgermeisterkandidat Pesch gezogen, der aus dem Nichts 23% der Wähler erreichte:
Ich bitte um Verständnis dafür, dass ich mir die Schmerzen nicht mehr zufügen möchte, die mit der nahen Beobachtung des lokalpolitischen Desasters und Dilettantismusses verbunden sind, ohne eingreifen zu können.
Und ich weiß selbst ehrlich gesagt gerade auch nicht, ob ich mir diesen Scheiß länger antun will. Wülfing, life-ness, Bismarckwerk, Innenstadtkonzept. Ihr habt nen Knall! 😉
Politikverdrossenheit?
Nein, eher Politiker-Verdrossenheit. Der Wähler hat es satt, sich permanent belügen zu lassen. Ich habe den Eindruck, dass die Masse der politischen Akteure sich nur noch im System „Partei“ bewegt, etwas anderes scheint es nicht zu geben. Daher die Ignoranz der Wähler. Was will man von einem Politiker halten, der am Wahlabend sich hinstellt und sagt, er sei der Gewinner, da die Wähler sich nicht so verhalten hätten wie prognostiziert/erwartet?
Du Armer, was machst du denn jetzt ohne Rechner? Wird das nicht ein langweiliges Wochenende? Aber sieh es entspannt, jetzt hast du Zeit zum fotografieren und alle möglichen anderen Dinge … und das nächste Sonderangebot kommt bestimmt.
Schönes Wochenende
Thom
Wie? Was? Sonderangebot? 😀
@Tetti: Das mit der „Politiker-Verdrossenheit“ trifft es für Rade wohl ganz gut, wobei Partei und Person häufig gleichzusetzen ist. Allerdings bewegen sich unsere hiesigen Politiker nicht im System Partei, zumindest nicht durchweg, sondern häufig scheinbar in einer eigenen Welt. Beispiele habe ich in dem Blog hier ja bereits einige gegeben (Kondomautomat, Life Ness, Wülfing Brücke)