Bewusst oder nicht; im Winter 1971/1972 begab sich mein Vater nach Radevormwald, Ortsteil Neuland. Im Vordergrund sehen wir den Bau des heutigen Klärwerks. Interessanter ist jedoch der Hintergrund. Hier zieht eine V100 ein paar Umbauwagen die Rampe nach Dahlerau hinauf. Dies war ein alltägliches Bild auf der Nebenbahnstrecke von Wuppertal ins Oberbergische. Mein Vater betätigte den Auslöser, als sich der Zug an der Stelle befand, an der sich am Abend des 27. Mai 1971 das dramatische Zugunglück ereignete. Heute ist die Sicht zugewachsen, und auch die Fotostelle nicht mehr erreichbar:
Zwar sind Zäune dazu da um Tiere einzupferchen, doch rechts von mir fing eine Videoüberwachungsanlage hektisch an zu blinken, als ich mich dem Gelände näherte. Man muss ja nicht alles provozieren. Also kein wirklich originalgetreues „Heute-Foto“, sondern von leicht verändertem Standpunkt.
Und doch, begibt man sich auf die Spuren, findet man diese eindeutig. Das Gleisbett an der Stelle besteht noch immer aus den Stahlschwellen des Herstellers Thyssen aus dem Jahr 1937, die auch während des Unglücks dort lagen. Das Ereignis hat tiefe Spuren hinterlassen. Nicht nur im kleinen Städchen Radevormwald, dass 46 Menschen, wovon 41 Kinder waren, verlor; die Spuren findet man auch heute noch im alten Gleisbett, in den alten Stahlschwellen:
Wenn man diese Strecke entlanggeht, bekommt man ohnehin ein sehr beklemmendes Gefühl. Die Strecke schlängelt sich in engen Kurven zwischen Wupper und Wuppertalstraße in der Mitte hindurch. Teilweise ist die Sicht auf die Strecke keine 50m weit. Auf der einen Seite der Betonklotz Straße, auf der anderen ein mitunter tiefer Abhang zur Wupper. Gerade wenn man diese Strecke einmal abläuft bekommt man ein ganz bescheidenes Gefühl dafür, wie sich die Zugführer gefühlt haben müssen, als sie sich aus dem Nichts gegenseits wahrgenommen haben.
Ich finde dieses Stück Gleis ist sehr viel mahnender, als die nach dem Busunglück in Vogelsmühle errichtete Tafel. Baut das Gleis aus, und legt es am Marktplatz in den Boden. Zumindest käme es dann an den Punkt, wo das Zugunglück für viele Radevormwalder immer wieder mal steht: im Mittelpunkt. Oder baut wenigstens den Kilometerstein aus!
Nächstes Jahr jährt sich das Unglück zum vierzigsten mal. Ein Grund für einen längeren Artikel und der Suche nach Spuren heute.
Wird die Strecke heute noch befahren?
Nicht wirklich:
http://www.bbfw.de/
http://www.wupper-trail.de/
Aber instand gehalten.
Ich war am 27. Mai 2011, genau auf die Minute, ja sogar genau auf die Sekunde 40 Jahre nach dem verheerenden, furchtbaren, empörenden, fürchterlichen, entsetzlichen, schrecklichen Eisenbahnunfall an der Unfallstelle. Ich war mit meiner Jugendfreundin ganz alleine, damit hätten wir nicht gerechnet. Wir haben Kerzen aufgestellt und einfach eine Minute geschwiegen, die Stimmung war irgendwie unheimlich…
Schön das sich so viele an das schwere Schicksaal ihrer Mitmenschen erinnern.
Die Lok, V 100 ex DB 212 030- 1 gibt es immer noch bei der BBl Logistik und ist nach Überholung und Modernisierung nun seit 2012 in oranger Farbe!
Schon gewusst: Es ist nun 44 Jahre her, aber unvergessen!
Diese Seite ist so tot, wie die Opfer und deren Schreiberlinge, deren Existenz hier wohl in Frage zu stellen ist:
Sie antworten auf einen 11 Jahre alten Artikel und geizen in den anderen, nicht veröffentlichten Kommentaren, nicht mit Beleidigungen.
Welche Art Aufmerksamkeit scheint Ihnen denn hier angemessener, als dies als Grundrauschen im Internet einfach zu ignorieren?
50 Jahre nach dem Unfall war ich auf die Minute genau an der Unfallstelle. Ich habe auch später Ulli getroffen, mit seiner Freundin. Ich wünsche allen betroffenen und den Bürgern in Radevormwald alles Gute.