Wenn man ins Tal der Wupper hinabschaut, dann wird man gepackt von einem Bild tiefer Eindringlichkeit. Es gibt viele kleine Industrieorte an der Wupper, doch vermag keiner so wie Kräwinklerbrücke den geheimnisvollen Zauber von Tradition und Entwicklung auszustrahlen. Hier, vom gewaltigen Bogen der hastenden Wupper umströmt, stampft und pocht das Eisenherz der Stahlhämmer [..] und die alten beschieferten Patrizierhäuser thronen wie Burgen auf felsigem Grund. [..] Der Grund, dass Kräwinklerbrücke (siedlungs- und industrietechnisch) so früh eine Rolle spielt, wird daran liegen, dass die alte Stahleisenstraße von Radevormwald nach Remscheid und von Breckerfeld nach Köln über Kräwinklerbrücke führte.
Bernhard Sieper
Heute hat der Bereich Kräwinklerbrücke, gelegen im Dreistädteeck Remscheid-Hückeswagen-Radevormwald schnell den Beinamen „Naherholungsgebiet“. Liegewiese, schwimmen, tauchen, angeln. Like ice in the sunshine; so schmeckt der Sommer. Vielleicht denkt man, wenn man sich so selbstgefällig nach der 35 Stunden Woche am Wochenende dort in der Sonne aalt mal daran, dass es der hart erarbeitete Wohlstand einiger Generationen zuvor war, den wir dort auskosten; darüberhinaus im wahrsten Wortsinn auf den Trümmern dessen. Kein warmes Wasser, Arbeitstage von 10-11 Stunden, harte körperliche Arbeit. Nostalgie ist Erinnerung an die Vergangenheit, wie sie nie war.
Wo der Amboß erklang
Zwei Hämmer am Klüppelberg bei Wipperfürth, zwei auf der Neye, sechs an der Wupper zwischen Wipperfürth und Hückeswagen, acht auf der Bever und drei am Tannenbaum. In Richtung Beyenburg zwei Hämmer am Wiebach, fünf am Lauf der Dörpe, wozu noch zwei Stahlhämmer traten. 17 Hämmer trieb das Wupperwasser zwischen Hammersteinoege und Kräwinklerbrücke, vier lagen bei Krebsoege, ein Hammer im Ülfetal.Erwin Rüggeberg
55 Hämmer gesamt in Hückeswagen und Radevormwald, 17 Hämmer alleine auf 3km Wupperlauf, der heute komplett überflutet ist von der Wuppertalsperre. Fremden wie Einheimischen entlockt sich schnell ein »Wie schön ist es hier!«, steht man am Ufer bei Hammerstein, in Kräwinkel oder im Wiebachtal. Kein Donnern der Hämmer mehr zu hören, keine in schillerndsten Farben leuchtende Wupper, die einst das dreckigste Gewässer Deutschlands war. Scheinbar unberührte Natur. Nur wer wirklich hinschaut erkennt, dass die Industrie der oberen Wupper derer der Unterern Platz gemacht hat, aber über Jahrhunderte das Bild prägte. Weitreichende Teile Kulturgeschichte der oberen Wupper liegen nun unter Wasser, was heute die Freizeit beflügelt.