Zugegeben, der Hintergrund wäre langweiliger kaum auszugestalten. Aber da es ausschließlich um den zur Weiterverarbeitung benötigten Vordergrund ging, sehe ich darüber hinweg. Warm geworden bin ich indes noch immer nicht. Und mir fällt gerade auf, dass ich in dem Blog nichtmal eine geeignete Kategorie für Portraits habe – nach weit über zwei Jahren; bis jetzt. Zwar war ich einen Moment geneigt es unter „Wahrzeichen“ abzulegen, doch gilt das für eine zu kleine Personengruppe – und das nicht mal im direkten Umfeld.
Immerhin bin ich ein Stück weiter gekommen, was mir insgesamt an der Portrait-Fotografie nicht gefällt: Die nötige Knipserei. Meine Bauwerke, meine Landschaften, die verändern sich nicht wirklich. Ein Gesicht sagt in einer Sekunde achtmal etwas anderes. Jetzt, so vor dem heimischen PC, erinnere ich mich dunkel daran, dass meine Kamera auch acht Bilder in der Sekunde zu schießen bereit gewesen wäre. 100 Fotos habe ich geschossen, dabei sind ~ 20 mit einem Gesichtsausdruck, den ich als stimmig ansehen würde. Dabei verfalle ich noch immer in die Situation einmal auf den Auslöser zu drücken und sich zu wundern, das „der Gesichtsausdruck“ nicht dabei ist. Nächstes mal wird geknipst und der Blitz heißlaufen.
Ich, der eigentlich keine Portraits macht, ein Motiv, dass sich noch nie hat ablichten lassen, der Friseur, der auch mal Feierabend haben möchte, und ein Mann, der mit dem Reflektor in der Ecke steht und nach Bildern geifert. Spaß hats gemacht, und gelernt habe ich viel. Vielleicht muss ich mich einfach von „dem Schuß“ verabschieden und lernen bei Portraits wieder das Knipsen anzufangen. Das Beste kam aus der Hüfte, als die für andere Bereiche der Fotografie nötige Disziplin kurz vergessen wurde.
Vielleicht lasse ich mich doch mal vom Dirk mitnehmen um ihm über die Schulter zu schauen. Da weiß der noch gar nichts von.
Hallo Armin, natürlich kannst Du mir zu jeder Zeit über die Schulter schauen, ich freue mich sehr darüber. Du hast ohne Belichtungsmesser und stabilen Studioblitz High-Key Fotos gemacht. Das alleine ist schon schwer genug. Zudem handelt es sich hier nicht um ein professionelles Model. Alles Faktoren, die mich hätten bestimmt mindest 400 Fotos machen lassen. 1/5 der bilder mit einem stimmigen Gesichtsausdruck bei Menschen wie Du und ich ist sogar eine wirklich gute Ausbeute.
Du hast auch geschrieben, „das Beste kam aus der Hüfte, als die für andere Bereiche der Fotografie nötige Disuiplin kurz vergessen wurde“.
Ein, vielleicht sogar der wichtigste Punkt bei der Portraitfotografie, der Moment dazwischen. Ich lasse die Leute manchmal total merkwürdige Sachen machen, um die es mir eigentlich nicht geht. Wenn durch etwas lustiges die Stimmung sich hebt und die Person sich löst, weil das jetzt geschaft ist, ist der kurze Moment da. Der Moment zwischen „ich werde fotografiert“ und „ich weiß nicht was ich machen soll“. Darum immer mit den Leuten über Dinge reden, wo sie sich auskennen. Ab vorsicht, nicht die Leute reden lassen, sondern der Fotograf sollte reden. Evtl. auch Musik einsetzten usw usw und auf den Moment aus der Hüfte, den Augenblick dazwischen warten. Solche Dinge entfallen bei Models, die machen so flüssige Bewegungen und kennen auch ihre Schokoladenseiten, dass man sich da voll auf die Arbeit und das Shooting konzentrieren kann.
Lieber Armin, Portraits sind doch irgendwie auch Landschaften. Ein Gesicht sagt so viel. Und wer es schafft einen Schlachter bei der Zigarettenpause im Hinterhof zu portraitieren hat im Grunde gerade ein Hinterhofbild mit Person darin gemacht, irgendwie.
Du hast das hier für das erste Shooting super gemacht. Meine ersten Ergebnisse haben so nicht ausgesehen. Zudem weiß ich, dass gerade der High-Key Bereich für Nikon schwer ist. Canon verzeiht im Spitzenbereich mehr und Fotos die eigentlich viel zu hell sind haben noch überall Zeichnung, das Stelle ich gerade bei den Konzertfotos mit extrem starker Beleuchtung immer wieder fest.
Du hast hier nichts falsch gemacht. Mit diesen Mitteln war das toll. Wenn Du mal 2 oder 3 Blitzgeräte hast, solltest Du Dir einen kleinen Spot bauen. Licht von Hinten auf das Haar ist gerade bei Frauen immer der Hit. Es zeichnet schön und hebt zusätzlich vom Hintergrund ab. Wer mit einfachen Mitteln einen schönen Hintergrund sucht, sollte Zuhause ein Nordfenster nehmen. Die Belichtung der Kamera auf Kunstlicht 3800 Clevin einstellen und eine Farbfolie (orange) vor den Blitz kleben. Das Tageslicht vom Fenster ist nun blau und diese Farbe schmeichelt jeder Haut immer sehr. Es gibt so viele Möglichkeiten mit Reflektoren (Styroporplatten), Blitzen, Farbvolien, Zelten und Diffussoren mit Licht zu gestalten.
Müssen wir 2 wirklich bald mal machen.