Wir sind im Krieg. Deutschland wird am Hindukusch verteidigt. Aber man muss nicht in die Wüste oder auf die Berge. Jungrebellen rüsten auch auf dem Land zum Sturm. Irgendjemand hat geflüstert, man würde angegriffen, man müsse sich vor irgendwas verteidigen. Man könnte auch die Frage stellen: Warum sind alle Nazis immer so furchtbar anzuschauen? Ist es die eigene Benachteiligung die einem widerfährt, dass man selbst in Rotten ausschwärmt um nach unten zu treten? Und warum nimmt die Gegenseite, Jungrebellen der anderen Fraktion, diesen „Kampf“ auch noch an?
Radevormwald, Teil Deutschlands, eigentlich Idylle pur. Von oben betrachtet ein kleines Dorf mit ein paar Außenortschaften auf einem Bergmassiv und zu Fuße die Wuppertalsperre. Doch fährt man einen Moment durch das 25.000 Seelen Dorf oder begibt sich zu Fuß auf den Weg, wird einem schnell die Bedrohung gewahr. Radevormwald ist vollständig plakatiert und verschmiert von Propaganda. Radevormwald muss ja ein gewaltiges Problem mit Ausländern und Linksradikalen haben! Doch es ist nicht der Aufruf zum Dschihad den man überall ließt, nicht die Beitrittserklärung zu Milli Görüs oder der KPD, Radevormwald ist übersät mit rechtsradikaler Propaganda die so dringend auf den Feind zu warten scheint.
Jahrelang wurde das schlicht ignoriert. Ein paar Teens und Jugendliche mit Flausen im Kopf; nicht ernst zu nehmen. Die Eltern kennt man mitunter nur zu gut und tatsächlich kann Verständnis aufkommen, dass man sich benachteiligt fühlt, man ausbrechen möchte. Doch es ist nichts rebellisch daran seine Stadt zu verschandeln, und das als Patriotismus verkaufen zu wollen. Das ist schlicht dumm. Aber auch Dummheit ist zu verzeihen. »Die tun doch nichts; grüßen immer freundlich.«
Politische und gesellschaftliche Bildung lässt sich nicht erzwingen und es gibt überhaupt keinen Grund anzunehmen, dass die Generation Doof ausgerechnet zu politischen Fragen Schritt halten kann. Die Bestätigung dessen kann man täglich in den Leitartikeln und Kommentaren hiesiger Webseiten lesen, die vor Feinden warnen, von denen sie mal gehört haben. Kanalisiert die volle Breitseite. Immer wieder hinarbeiten für ein gewünschtes Weltbild.
Vor ein paar Jahren haben sich dann Anwälte mit eindeutigem Lebenslauf die Flöte geschnappt und angefangen zu spielen. Mit Erfolg. Die Verfolgten, die Verhärmten und Entrechteten hatten endlich ein sprachrohr ohne den Mief einer NPD oder die Lächerlichkeit einer DVU; halt ein unverbrauchtes Sprachrohr. Zwar war die Argumentation nie besser geworden, doch die Gruppenzugehörigkeit entfaltet ihre Flügel. Das schöne Städtchen wurde von einer neuen Qualität rechter Propaganda überzogen, die Lakaien gefällig an die Laternenpfähle gehangen haben. Einfache Antworten auf komplizierte Fragen kommen an, außerdem gibt es ja immer diesen latenten Hang zum Rechtsextremismus, mit dem man es immer mal in die Räte schafft, wenn man nur ikonografisch geschickt genug den Köder auswirft. Arme verfolgte Deutsche.
Auch das ist gelungen und man fühlte sich wie Gewinner. Jetzt wird alles anders! Doch es gibt keinen Platz für Parteien, selbstgerecht „Bürgerbewegung“ genannt, die Bürgerrechte in erster Linie als Rechte für sich selbst gegen andere interpretiert. Und so schmiert Rechtsaußen auch in Westdeutschland regelmäßig an einem System ab, dass kein Platz für sie hat, schlicht nicht für sie gemacht wurde. Hierin steckt ausreichend weiteres Potential, sich verfolgt und benachteiligt zu fühlen. Alles, was gegen Rechts ist, muss Links sein, linksradikal und kommunistisch. Große Reden schwingen und nicht liefern können ist frustrierend. Die publizierte Selbstdarstellung gleicht ein ums andere mal einem Zerrbild sondergleichen. Das verwundert nicht, ist doch schon die Mobilisierung nur mit Zerrbildern möglich. Dann ist es die lügende Presse oder die grassierende Gutmenschlichkeit, die der eigenen Wahrheit im Weg steht.
Radevormwald hat nur sehr spärlich mal ein Anarchie Zeichen an einer Wand, von Antifa sieht man im kleinen Städtchen genauso wenig. Doch da großflächig im gesamten Stadtgebiet „Anti-Antifa“ geschmiert wurde, wurde natürlich auch der Feind mobilisiert, der sich zu gerne mobilisieren lässt; auch sie haben Feindbilder und versprühen Aktionismus. Dieser Aktionismus kommt aber nicht von hier. Das junge Rechtsaußen Radevormwalds hat eine Stadt verschandelt um vor einem Feind zu warnen, den Rechtsaußen überhaupt erst hier hin eskortieren lassen muss, wie die Fliegen am Arsch der Kuh. Dieses Spiel haben dann die Rattenfänger übernommen und man durfte sich sicher sein, dass es irgendwie knallen wird. Ein paar beschädigte VW-Busse, die Rattenfänger, die von „Mordanschlägen“ sprechen, eine vernetzte Community im Hintergrund die von RAF-Terror schwafelt und ein neuer Hot-Spot Linken Terrors ist geboren – scheinbar. Denn es ist nur die Wahrnehmung aus einer Blase, die einen glauben machen will, die Sachlage wäre nach außen beliebig unscharf und glasklar nach innen.
Die Lokalpolitik soll nun ausbügeln, was im Gesellschaftskontext seit 10 Jahren niemanden interessierte. «Runder Tisch gegen Rechts» nennt man das hier. Doch mehr als Lippenkenntnisse sind nicht zu erwarten. Wie auch? Die Probleme an der Basis sind nicht durch die Basis entstanden, und auch nicht an ihr oder durch sie zu lösen. Lokalpolitiker sind hier die armen Schweine, die sich vor die Presse stellen dürfen um ihr Beileid zu bekunden, dass in Radevormwald nun Jagdszenen an der Wupper stattfinden, in der Rechtsaußen gegen ausländische Geschäftsinhaber vorgeht, und dass Linksaußen das als Einladung nimmt jetzt auch mit unmittelbarem Zwang gegen Rechtsaußen vorzugehen. Mittlerweile dürfen wir regelmäßig den Staatsschutz im Dörflein begrüßen, weil der Feind den Feind wittert. Aber verrotzte Nasen riechen schlecht.
Liest man in den in den einschlägigen Foren und Blogs kann einen tatsächlich das kalte Kotzen überkommen. Von „Sturm“ über „Kampf“, „Befreiung“, „Verteidigung“ bis zu „Kameraden“ gibt es kein kriegerisches Vokabular, dass jetzt noch ausgelassen wird. Die politischen Extreme blasen zu Kampf, immer in dem Glauben, für sich die moralische Erhabenheit zu haben. Die einen glauben ihre Heimat gegen Fremde verteidigen zu müssen, die anderen pochen auf die Menschlichkeit, wenn sie Steine in fahrende Fahrzeuge schmeißen. Vielleicht sollte man die kriegswillige Jugend in den Hindukusch schicken, da kann jeder für seine Sache kämpfen: Verteidigung Deutschlands und für die Menschlichkeit.
Krieger, Dein Problem ist Deine Wahrnehmung. Denk nach, bevor Du das nächste mal den Stift ansetzt, das Transparent entfaltest oder den Prügel auspackst. Fakt ist: Radevormwald hat kein Problem mit Linksextremismus, Radevormwald hat auch kein Problem mit Islamismus. Radevormwald hat ein Problem mit Rechtsextremismus, das überall Feinde sehen will. Und hierbei sind die Revoluzzer schlicht denen auf den Leim gegangen, gegen die sich so aussprechen: Die lügende Presse, an der man sich so gerne bedient um sein Weltbild zu manifestieren; mit der Methodik eines Verschwörungstheoretikers.
Die Konstruktion eines Feindbildes
Allem schwang zunächst die Angst vor dem Islam mit. Zweifelsohne finde ich den Islam genauso überheblich und absurd wie unsere Nervenberuhigung „Christentum“, möglicherweise sogar noch absurder, weil im Gegensatz zum Christentum beim Islam Glaubensgrundsätze auch noch gelebt werden. Spätestens seit dem 11. September 2001 ist das Feindbild auch dem letzten Dörfler in den Fokus gerückt, womit die Gotteskrieger ihrem Propheten einen Bärendienst erwiesen haben. Eine ganze Generation hat seit früher Schulzeit kaum etwas anderes zur Außenpolitik hören dürfen als den Bösen Islam und Deutschland den großen Geldgeber für notleidende whatsoever, seit 10 Jahren jetzt. Es verwundert deshalb wenig, dass die Junge Garde die Hasskappe aufsetzt, auch wenn nüchtern betrachtet für den Durschschnitts-Radevormwalder Berührungspunkte mit dem Moslem in erster Linie an der Theke oder am Gartenzaun existieren. Doch ihre Hirne sind längst weichgekocht und die Angst vor dem Islam wird mehrheitstauglich, befeuert von unsinnigen Leitkultur- und Werte-Diskussionen, von denen man sich eigentlich schon frei gesagt hatte. Früher hatten wir den Russen gegen den wir rüsten können, vor dem wir uns moralisch erheben konnten und gegen den wir Stärke zeigen durften. Doch es war ein Konflikt auf Augenhöhe, bei dem sich niemand die Aussicht auf Sieg ausstellen konnte. Nun macht der Russe mittlerweile Werbung für Milchschnitte und in der Ohnmacht fehlender Feinbilder lag nichts näher, als ihn im eigenen Land zu suchen. Heititei verkauft sich nicht gut, und so begab man sich in soziale Brennpunkte um dortige Verhältnisse zum Status Quo deutschen Stadtlebens zu erheben. Wieder und wieder werden die selben Stadtteile zitiert, in dem durchaus Personen mit horrenden Selbstbewusstseinsstörungen letztendlich genau das machen, was Rechtsaußen hier in Radevormwald probt. Aber Radevormwald ist nicht Marxloh und nicht Neukölln. Ist eine „erkämpfte Antifa freie Zone“ irgendwie erhabener? Zumal es ziemlich leicht ist etwas zu erkämpfen, was sowieso schon dem derzeitigen Stand entspricht. Man könnte genauso gut den Kampf für eine bodennahe Landwirtschaft ausrufen.
Es ist bestenfalls noch amüsant anzusehen, dass diejenigen, die fortlaufend von anderen verlangen auf die Verfassung zu schwören, diese selbst mit Füßen treten. Eigentlich jedoch ist es nur peinlich, und gefährlich obendrein. Denn sie marschieren wieder, weil die Wahrnehmung empfindlich von der Realität abweicht. Dies ist ein Prozess, den man auch in anderen Ländern sehr gut beobachten kann. Wir leben in einem Land, in dem seit etlichen Jahren die Gewaltverbrechen rückläufig sind, die Berichterstattung aber sprunghaft zunimmt. Und dieses Zerrbild ist der ideale Nährboden, es ist eine billige Propaganda, die gestern wie heute funktioniert. Es ist die höhere Sache, die von der eigenen Unzulänglichkeit ablenkt.
Ich glaube du verwechselst den ursprünglichen Christentum mit dem abtrünnigen Christenheit. Die Christenheit, die Abwandlung des Römischen Imperiums, hat rein gar nichts mehr gemein mit den ursprünglichen Christen.