Er lässt ja letztendlich alles zu. Wichtig ist nur zu klären was jetzt Religion ist und was nicht, was „religiöse Gefühle“ sind und was nicht und natürlich wie schwer man sich verletzt fühlt. Der §166 ist einzigartig, denn das Opfer bestimmt das Strafmaß durch Ausmaß der eigenen Empörung. Immerhin bildet der öffentliche Frieden das Rechtsgut, nicht das Bekenntnis als solches. Wäre ja auch noch schöner. Also zieht erstmal der verletzte Mob durchs Land wird es eng für den Kritiker. So geschehen ja z.B. auch beim Karikaturenstreit, als sich Stoiber ausdrücklich für den gesetzlichen Schutz gruppendynamischer Borniertheit aussprach.
Hat eigentlich mal jemand die so ungefähr 34% Ungläubigen gefragt wie sie es finden von Minderheiten im Land mit Höllenqualen bedroht zu werden die den Apostaten Verlautbarungen nach spätestens mit dem Ableben bedrohen? Nein, dass hat niemand, denn glücklicherweise haben die Apostaten Humor und vor allem Toleranz. Oder anders: Es geht ihnen am Arsch vorbei dass ihnen von großen Glaubensgemeinschaften gedroht wird in schlimmster Art und Weise. Was dort im Evangelium steht, die Wahnvorstellungen der Offenbarung, die sind sowas von widerlich dass sich in der gesamten Weltliteratur wohl kein ähnlich blutrünstiges Werk finden wird. Probt jemand den Aufstand? Beleidigt zu sein scheint lediglich ein Privileg der Gottesanhänger. Das verwundert nicht, ist es in jeder Religion doch schon in ihr fest verankert Abtrünnige zu ächten. Und deshalb erntet der Christ müdes Kopfschütteln z.B. über die Posse mit der Hölle, aber man geht auf die Barrikaden wenn sich jemand erlaubt ein Schwein ans Kreuz zu hängen.
Nein, die Kritik an einer Ideologie, die sich überlegt hat diejenigen, die ihr nicht folgen mögen, mit ewigen Höllenqualen drohen, kann man nicht energisch genug vorantreiben. Denn es ist nicht die Abstinenz, sondern das Bekenntnis, welches fleißig im Feuer rührt und diskriminiert. §166 gebietet im Zweifel rechtlichen Schutz dessen – Geschichte wird von Siegern geschrieben, und Gesetze auch; das Recht auf Unversehrtheit des eigenen Dachschadens. Zumindest, wenn man sich von Carolin Kebekus ernsthaft aus der Ruhe bringen lassen kann oder sich gar verletzt fühlt. Gerade zu harmlos ist es doch ein Kreuz abzulecken im Vergleich zu den Folterqualen die euer Gott für mich bereit hält, oder, wenn ich dummerweise die falsche Religion erwischt habe, deren selbsternannte Erfüller auf Erden erbringen. Das ist wie Scheiße am Schuh.
Bleibt erneut die Frage warum man sich denn so aufregt? Steht man über sowas nicht drüber wenn man von etwas überzeugt ist? Nein, da steht man nicht drüber, weil die Götter so konzipiert sind. Schrecklich primitiv zuweilen.