754243 Pixel.
394464 Pixel Werbung. 52%.
Rechnet man die weiße Fläche ringsum, Logo und Navigation weg, bleiben 163750 Pixel übrig für den Artikel. 21%.
Wie lange noch? Vor den Akt hat die Natur die Balz gestellt. Damit ist Werbung das älteste Gewerbe der Welt. Das ist aber kein Wert für sich und Tradition kann auch ganz schnell Altersstarrsinn werden.
In immer wiederkehrenden Werbekampagnen wird die Unabdingbarkeit des Qualitätsjournalismus in Phrasen gegossen. Eine Werbebotschaft. Fraglich bleibt, was genau Qualitätsjournalismus ist; wie der Journalismus ihn sich selbst definiert. Hat noch jemand ernsthaft das Gefühl Spiegel Online sei mehr als einer der weiteren x tausend großen und kleineren bis dörflichen dpa Newsaggregatoren, die frömmig nach dem eigens im Labor konstruierten, und wie das Coca Cola Rezept gehüteten Geheimrezept, auf der Jagd nach CTR und pageviews das Produkt zum Produkträger und somit zur Begleiterscheinung, dem notwendigen Übel macht? Eigentlich ist das ja längst kalter Kaffee.
Man ist sich gar auch nicht zu schade um Abschaltung des AdBlockers zu bitten, ja mitleidserheischend zu betteln. Journalismus kostet Geld, heißt es. Ah was. Paywalls funktionieren nicht, heißt es. Und wenn doch, ist man von heftigem Qualitätsjournalismus eingefangen worden. Also klatscht man so viel Werbung auf die Seite, dass möglicherweise die Finanzierung wieder stimmt, nur ist dabei etwas aus den Augen verloren. Was wollte man doch gleich noch mal finanzieren? Mit Jounalismus hat das jedenfalls (schon lange) nichts mehr zu tun. Und mir scheint es, als dass je mehr AdBlocker eingesetzt werden, User ohne AdBlocker immer größere AdWalls zu durchdringen haben. Immer auf der Suche danach, ob der so unabhängige Journalist nicht doch noch was zu sagen hat zwischen all dem Geschwalle. Die, die noch für Umsatz sorgen, werden bis weit über die Schmerzgrenze hinaus malträtiert. Bis einer heult. Ich hoffe nur die Journaille glaubt nicht ernsthaft den Platz am Hebel mit dem längsten Arm zugeteilt oder gar erkauft zu haben, wenngleich diese Überheblichkeit das eine oder andere mal durchklingt – schon weil man so ist. So wichtig, dass man sich hinter dem LIDL Blättchen versteckt, bis man irgendwann gezwungen ist sich damit zuzudecken. Man hätte annehmen dürfen dass der Journalismus in der Sache mit der Musikindustrie damals aufmerksam genug war zu erkennen dass es ein schlechter Gedanke ist seinen Kunden für dumm zu verkaufen und restentleert zu melken. Der Euter schmerzt schon ziemlich wenn man eine Nachrichtenseite aufruft.
Dabei hat es die WAZ noch gut mit mir gemeint. Mein lokales Käseblatt machte da schon ein wenig ernster! 3564 Pixel Raum hat man dem einstigen „Produkt“, dem Artikel, noch gelassen. Das sind 0,47%. Bekommen wir die nicht auch noch irgendwie weg?
Einen Moment lang hatte ich eine Träne im Knopfloch ob all der vom Redakteur vergebens investierten Zeit für den Artikel. Doch dann fiel es mir, nachdem ich den Werbemüll irgendwie doch weg bekommen habe, direkt auf, dieses „(dpa)“. Dieser Artikel war im exakten Wortlaut genau so auf fast 2000 Seiten quer durch die Republik zu lesen. Copy+paste Journalismus eben. Und morgen schreibt man dann wieder ganz verzweifelt irgendeine Kirchengemeinde ins Blatt, der die Schäfchen entfleucht sind, als ob das die Schäfchen noch irgendwie interessiert. Mal wieder ein richtiger Job könnte man fast meinen. Nur kann man ihn kaum erkennen.
Und weil man sich für nichts zu schade ist, und ich wohl einer der letzten Puristen bin der es dann doch mal versucht hat ohne Werbeblocker zu surfen, also quasi ein Würstchen vor die Hütte geschmissen habe, versucht man es jetzt mit Native Ads. Das sind diese formatfüllenden Werbeanzeigen auf der letzten Seite der Klatschpresse – nur jetzt mit zum klicken und mittendrin und … Journalismus statt Werbeagentur. Herzlichen Glückwunsch.
Was bleibt? Krautreporter vielleicht. Enthusiasten. Die über einen zugestandenen Raum von 21% Produkt, den Artikel, nicht zufrieden sind.