In der Bösmannstraße lebt ein ganz schlimmer Finger – Herr Blödmann wird er genannt! Hinten, ganz am Ende! Wir wissen wo er wohnt, wir wissen seit Jahren was er macht, das ist regelmäßig Thema hier im Ort, und keiner hier findet das gut! Zwielichtige Gestalten mit faltenreichen Gesichtern und ebensolchen Gedanken gehen dort aus und ein, und ich will gar nicht daran denken, was sie dort machen. Auch die Leute sind hier stadtbekannt! Endlich hat die Regierung gehandelt. Sie hat die Straße abgerissen – im letzten Teil hinten!
Herr Muster beschwert sich jetzt doch tatsächlich, er käme jetzt nur noch erschwert zu seinem Haus. Der steckt bestimmt mit Herr Blödmann unter einer Decke. Jedenfalls haben wir jetzt endlich Handlungsstärke gezeigt.
Es gibt vereinzelt Berichte, ein Bürgerweg und eine weitere Straße würde zum Haus von Herr Blödmann führen, aber als viel beschäftigte Personen haben wir nie nachgesehen. Wir haben endlich Ruhe und das Problem behoben! Außerdem ist mindestens ein Weg ein Privatweg, den kann man eh nicht abreißen.
Das Internet war nie ein rechtsfreier Raum, genaugenommen war das Internet auch nie ein Raum, hier liegt m.E. ein völlig falsches Verständnis des Internets vor. Personen, die wieder und wieder von der Aufgabe des Internet als rechtsfreien Raum sprechen, haben die letzten 10-15 Jahre so weggeschaut, wie beim Treiben von Herrn Blödmann. Es sind die Personen, die „das Internet“ gar nicht kennen, geschweige denn verstehen.
Im Gegenteil wird man nicht müde derart Recht zu sprechen, dass die Aufrechterhaltung rechtlich unbedenklicher Dienste zum Spießrutenlauf wird, weil man nach Recht und Gesetz plötzlich Verleger ist, und für seine 10.000 Mitglieder und deren 500 Beiträge/Tag redaktionell verantwortlich.
Nein, die Lösungen, die sich hier geist- und wortreich überlegt werden, machen das Internet weder rechtlicher, noch sicherer. Es verarmt höchstens, wenn Kreativität im Sumpf der Interessenvertretung erstickt. Ich halte es für wenig sinnvoll, aber das habe ich hier schon einmal geschrieben, mit Pfeil und Bogen gegen Panzer zu kämpfen. Ist das Problem mit der „Raubkopie“ eigentlich gelöst? Wie sieht es aus mit der tollen Strategie gegen das filesharing?
Aber man muss doch etwas machen? Richtig! Wie wäre es, da ja nunmal die Adresse von Herrn Blödmann bekannt ist, bei ihm zu klingeln? Mit dem Abriß der Straße ist er nun höchstens gewarnt, und hat sich in der Nachbarstadt längst ein neues Plätzchen für sein perverses Treiben gesucht.
Das ist nicht meine Auffassung von Handlungsstärke! Und wenn sich dann ein Politiker ins Licht stellt und verkündet, mann müsse Kinderpornografie ächten frage ich mich, welches Bild er von seinen Bürger hat!
Wenn man nun doch Recht durchsetzen will und immer wieder betont, im Internet müssen die gleichen Regeln gelten wie „im normalen Leben“, warum handelt man dann nicht auch so? Warum umzäunt das Gebäude von Herrn Blödmann, statt ihn zu stellen?
Stelle Dir vor, Politiker würden effektiv handeln und es merkt fast keiner. Dann doch lieber medienwirksam Unsinn treiben.